CANDICE FOX: „606“
Jeweils vor Weihnachten lädt das Hochsicherheitsgefängnis Pronghorn, mitten in der
Wüste Nevadas gelegen, zu einem Softballspiel zwischen Häftlingen und Wärtern ein.
Deren Familien sind als Zuschauer dabei. Diesmal aber werden sie zu Geiseln in einem
genialen Plan.
Diese Geiselnahme ist auch der Einstieg zum mittlerweile achten Thriller der australischen
Erfolgsautorin Candice Fox. Als der Kopf der Aktion der Gefängnisleiterin befiehlt
„Las sie raus. Alle“, bedeutet das die Massenflucht von 606 Schwerstkriminellen
bis hin zu solchen aus dem Todestrakt.
„606“ lautet denn auch der Titel und eine irre Menschenjagd setzt nun ein. Den
einzigen Widerstand selbst leistet nur Captain Celine Osbourne, denn für die kleine
Leiterin des Todestrakts ist die strenge Aufsicht über diese psychopathischen
Serienkiller und Naziterroristen ein sehr persönliches Anliegen.
Mit 17 überlebte sie als Einzige das Massaker an ihrer gesamten Familie, das ein
Verwandter anrichtete. Weshalb ihr besonderer Hass auch seit dem seit fünf Jahren auf
seine Hinrichtung wartenden John Kradle gilt. Verurteilt wurde er, weil er Ehefrau, Sohn
und Schwägerin erschossen und dann sein Haus angezündet hat. Ihn verfolgt sie nun als
vorrangiges Jagdobjekt, trotz der rabiaten Einwände von US-Marshall Trinity Parker, der
erfahrenen Leiterin der Gefangenenjagd.
Kradle jedoch sieht in dieser unerwarteten Gelegenheit die einzige Chance, doch noch seine
Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder seiner Liebsten aufzuspüren. Zwar geht er mit
zielstrebiger Cleverness vor, doch ihm hat sich der Massenmörder Massenmörder Carrington
wie eine Klette angehängt. Eine tickende psychopathische Zeitbombe, die sein Vorhaben
extrem gefährdet.
Auch einige andere der Flüchtlinge stehen im Mittelpunkt und immer mehr schält sich der
wahr Mastermind der Massenflucht heraus, der Naziterrorist David Burke Schmitz, der wegen
eines Massakers an Schwarzen einsaß. Just zu Weihnachten plant er im Windschatten der
Häftlingsjagd ein noch größeres Fanal, um einen regelrechten „Rassenkrieg“
heraufzubeschwören.
Es gibt jedoch auch einen Häftling, der nicht geflohen ist. Aus guten Grund, denn dieser
Walter Keeper stand unmittelbar vor seiner Entlassung. Der gewiefte Betrüger wird für
Celine Osbourne zu einer unwillkommenen aber ungemein wichtigen Hilfe auf der Jagd nach
Kradle. Was aber nicht bedeutet, dass Keeper nicht ein skrupelloser Gewohnheitsverbrecher
wäre, der gar nicht mehr anders kann.
Das atemberaubende Katz- und Maus-Spiel schaukelt sich immer mehr auf und Candice Fox
gelingt es in grandioser Weise, mit immer neuen Wendungen die Handlungsstränge zu einem
flirrenden Finale zusammenzutreiben. Das ist nicht nur absolut souverän und filmreif
erzählt, es glänzt obendrein in seiner schnörkellosen deftigen Sprache mit knorrigem
Dialogwitz. Fazit: ein ganz großer Thriller und ein Meisterwerk des Genres.
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