LUTZ HACHMEISTER: „HOTEL PROVENCAL“


Der Publizist und Filmemacher Lutz Hachmeister ist seit seinem ersten Besuch an der Côte d'Azur über hundert Male wieder dort gewesen und er hat im Laufe der Jahrzehnte auch zwei Filme über einen besonders legendären Ort an Frankreichs Mittelmeerküste gedreht: Juan-les-Pins.
Nun hat er mit „Hotel Provencal“ quasi das Buch zu den Filmen nachgelegt. Eines sei jedoch vorweg klargestellt zu dem Untertitel „Eine Geschichte der Côte d'Azur“. Das wird hier nämlich nicht geliefert, denn es geht im wesentlichen um das mondäne Hotel und jenen ganze 5000 Einwohner zählenden Ortsteil von Antibes und wie beide zu dem wurden, was sie waren und sind.
Diese Geschichte allerdings ist wahrlich bunt und bewegt, nachdem der wunderschöne Küstenbereich noch in den 1890er Jahren im Sommer meist gähnend leer dalag. Es war der Adel, der exklusive Orte wie Cannes, Antibes und dergleichen als ideale Kurorte zur Winterzeit nutzte. Bis der US-Multimillionär Frank Jay Gould die französische Riviera für sich entdeckte und Juan-les-Pins als Standort für sein Hotelprojekt auserkor.
Er ließ das ebenso hypermoderne wie luxuriöse „Hotel Provencal“ errichten, das ab dem Sommer 1927 die Gäste nicht nur mit 280 Zimmern und 350 Angestellten verwöhnte. Hier wurde nun auch ein Spielcasino geboten, das auch im Sommer geöffnet war. Es gab Wasserski und plötzlich wurde es auch höchst körperbetont – gewissermaßen die Erfindung des Sonnenbräunens.
Glamourös ging es zu mit Künstlerflair und Avantgarde, wenn nun ein Charlie Chaplin dort eine Sommeraffäre auslebte, die Kennedys inklusive dem jungen JFK, Marlene Dietrich oder auch Winston Churchill weilten. Von entscheidender Bedeutung war bei all dem Goulds dritte Ehefrau Florence, eine wahre Salonlöwin. Die während des Zweiten Weltkriegs sich auch mit Nazi-Besatzern einließ, jedoch später nie belangt wurde.
Eine erneute Blüte erlebte das Hotel mit dem aufkommenden Tourismus-Boom in den 50er Jahren und in den 60ern wurde es zeitweise sogar zum Mekka des Jazz. Die betuchten Gäste aber wurden zunehmend schillernder und dubioser und als das Provencal schließlich 1977 an einen fragwürdigen Schmuckhändler verkauft wurde, sollte das sein Todesstoß sein.
Bis heute steht der denkmalgeschützte Luxustorso leer, thrint mit geisterhafter Majestät und unabsehbarer Zukunft über Juan-les-Pins. Fazit: ein spannender Bilderbogen über eine flirrende Gegend und eine ihrer spektakulären Geschichten.


# Lutz Hachmeister: Hotel Provencal. Eine Geschichte der Côte d'Azur; 239 Seiten, div. SW-Abb.; C. Bertelsmann Verlag, München; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) 

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