VERONICA COSSANTELI: „IM KLEINEN WILDEN SCHNERGENLAND“


„The Marvellous Land of Snergs“ erschien 1927 und es war das letzte aber auch erfolgreichste Buch des Abenteurers Edward Augustine Wyke-Smith (1871-1935). Die derben drolligen Snergs sollen seinerzeit die Inspiration für J.R.R. Tolkien zu dessen weltberühmten Hobbits gewesen sein.
Nun hat die britische Autorin Veronica Cossanteli den Kinderbuchklassiker neu erzählt und unter dem Titel „Im kleinen wilden Schnergenland“ eine sehr eigene Geschichte daraus gemacht. Auf jeden Fall ist diese Version kindgerechter, denn auf Krieg und andere Gewalttaten hat sie verzichtet und auch die Schnergen selbst etwas liebenswürdiger gestaltet. Obendrein wurde zum Beispiel der kinderfressende Riese entschärft – nämlich zum Vegetarier umerzogen.
Aber auch hier beginnt das Alles mit Flora und Pip, neu im Heim für überflüssige und aus Zufall elternlose Kinder. Der dürre hellwache Pip kommt aus einer Zirkusfamilie und sein prügelnder alleinerziehender Vater kam bei einem Unfall in der Manege zu Tode. Flora dagegen wurde von ihrer bürgerlichen Mutter derartig abgelehnt, dass sie nun nicht mehr spricht.
Weil die Beiden jedoch Mühe haben, den tausend strengen Regeln von Miss Watkyns zu folgen, sollen sie erneut eine Strafarbeit erledigen. Dabei war eigentlich der kleine dicke Mister Gorbo schuld, der nun ebenfalls entlassen wird. Er ist etwas schusselig aber sehr lieb und – er stammt aus dem Schnergenland. In das nun auch Flora und Pip stolpern, als sie ein geheimnisvolles verborgenes Tor durchschreiten.
Damit sind sie in einer ganz anderen magischen Welt mit einer Schnergenkönigin, dem Schnergenvolk, das in Baumhäusern wohnt, und vielen anderen drolligen Wesen. Aber auch mit den Kelbsen, mit denen die Schnergen im Dauerstreit liegen. Außerdem ist diese Fantasywelt mit einer Vielzahl seltsamer Wesen bevölkert wie einem Zimtbären, Hexen und sogar sehr mobilen Bäumen. Ein Abenteuer jagt hier das nächste und erzählt wird das mit Witz, Charme und viel Wortwitz.
Uwe-Michael Gutzschhahn hat für eine hervorragende Übersetzung mit manchen Wortungetümen gesorgt und die vielen farbigen Illustrationen von Paddy Donnelly machen diese wunderbare Neukreation der Schnergen-Sage zu einem Bücherschatz nicht nur für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren.

# Veronica Cossanteli: Im kleinen wilden Schnergenland (aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn); 235 Seiten, farbig ill.; Thienemann Verlag, Stuttgart;

€ 15

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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