ANDREAS ESCHBACH: „GLISS. TÖDLICHE WEITE“


Schon als Kind lernt Ajit von seiner Großmutter das Gliss zu fürchten. Es bedeckt den größten Teil des Planeten Hope, auf dem die Erdenmenschen vor Generationen als Siedler von der Erde gelandet sind. Womit Erfolgsautor Andreas Eschbach einmal mehr eine außergewöhnliche alternative Lebenswelt vorstellt.
„Gliss. Tödliche Weite“ heißt denn auch der Titel dieses Jugendromans, der in einer fernen Zukunft spielt. Das Städtchen Letz, in dem Ajit lebt, liegt direkt am Rand des Gliss. Diese absolut glatte Fläche besteht aus einer Materie ohne Reibungswiderstand, also glatter als jedes Glatteis oder eine ölüberzogene Glasplatte, und sie ist durch kein Werkzeug zu bearbeiten.
Lebensgefahr bedeutet es, auf die Fläche zu rutschen, denn man würde ungebremst und unrettbar bis ans unbekannte Ende der Welt schlittern. Nur kurze Fahrten mit den sogenannten Glissern zwischen Ufern von Buchten und Flüssen aus Gliss sind möglich und überall sind Barrieren zum Schutz aufgestellt. Die Menschen kennen aber nicht anderes und das gilt auch für den so anderen Zeitrhythmus, denn der Planet dreht sich nicht, so dass er stets mit einer Seite im Sonnenlicht und mit der anderen im ewigen Dunkel liegt.
Weil die ersten Siedler Probleme bei der Ankunft hatten und es auf dem recht kargen Planeten weniger Rohstoffe und Nutztiere gibt, lebt man hier auf deutlich niedrigerem Standard als auf der Erde. Für den jetzt 17-jährigen Ajit, der als Träumer gilt, und seinen eher draufgängerischen Freund Phil ist dies jedoch ebenso die gewöhnliche Welt wie für ihre Kameradin Majala, in die Ajit heimlich verliebt ist. Mit mutmaßlich geringen Chancen, denn sein etwas älterer Cousin Nagendra hat mit großmäuligem Charme ein Auge auf sie geworfen.
Ajit träumt hoffnungslos von einem anderen Leben als in dem bescheidenen Dorf und dann geschieht in einer der alle zehn Tage herrschenden Flutnachtdunkelheit etwas, das Alles in Frage stellt. Über das Gliss gleitet ein toter Mann ans Ufer und Ajit ist einziger Zeuge. Was ihm am meisten auffällt: die gäönzlich ungewohnte Kleidung des Toten und ein großes Amulett aus – Gliss!
Könnte es sein, dass sie gar nicht die einzigen Menschen auf diesem Planeten sind? Und dass es möglich ist, das Gliss zu bearbeiten? Als Ajit den Fund meldet, wird er als Zeuge in die Hauptstadt gebracht. Wo sich ausgerechnet sein ebenso ehrgeiziger wie skrupelloser Cousin sich seiner annimmt.
Da trifft es sich um so besser, dass die drei Freunde zuvor schon eine pfiffige Idee Ajits umgesetzt und heimlich einen primitiven aber funktionstüchtigen Propellerglisser gebaut hatten, zum Stuern und Bremsen per Handkurbel. Als nun nämlich Ajit die Verhaftung wegen seiner Rolle beim Totenfund droht, flüchten die drei umgehend aufs Gliss hinaus.
Sie erleiden zwar Schiffbruch, aber erst nachdem sie auf eine ferne Insel gestoßen sind. Auf der tatsächlich andere Menschen leben und zwar in einer Stadt auf deutlichem höheren Niveau als in Ajits Welt. Doch auch sie sind Nachfahren von der Erde, die einst auf diesem Planeten „Ross 128b“ landeten. Als die Kunde von ihrer Existenz durch unglückliche Umstände an die falschen Leute in Hope gelangt, zieht ein Verhängnis herauf, in das auch Nagendra verstrickt ist.
Mehr aber sei nicht verraten von diesem Zukunftsabenteuer, das langsam mit dem Kennenlernen der hervorragend ausgeklügelten neuen Welt beginnt, um sich dann immer mehr zu steigern. Fazit: ein spannendes und fantasievolles Jugendbuch, dass jungen Leuten ab etwa 13 Jahren auch ohne viel Gewalt und Blutvergießen bietet.

# Andreas Eschbach: Gliss. Tödliche Weite; 453 Seiten; Arena Verlag, Würuburg; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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