STEFAN HEYM: FLAMMENDER
FRIEDEN
Stefan Heym (1913-2001), Intellektueller aus jüdischer Familie, musste bereits 1933
emigrieren und lebte ab 1935 in Amerika. Inzwischen US-Staatsbürger geworden, verfasster
er 1942 mit Hostages ein erfolgreiches Romandebüt. Ab 1943 wurde er im
legendären Camp Ritchie in Maryland als Soldat für die psychologische Kriegsführung
ausgebildet.
1944 ließ Sergeant Heym dann seinen zweiten Roman Of smiling Peace - nach
einer Wendung in Shakespeares King John - folgen. In ihm beschreibt er das
Ringen der US-Truppen, die in der Operation Torch am 8. November 1942 in
Nordwest-Afrika landen und versuchen, einen Waffenstillstand zu erreichen, indem sie die
mit Hitler kollaborierenden französischen Vichy-Truppen zu einem Separatfrieden bewegen.
Aus verschiedenen Gründen blieb dieser Roman erfolglos und Stefan Heym selbst, dessen
nächster Roman The Crusaders/Der bittere Lorbeer vier Jahre später ein
internationaler Bestseller wurde, verhinderte quasi, dass Of smiling Peace ins
Deutsche übertragen wurde. Eher unpolitisch und kolportagehaft geraten, betrachtete er
das Werk später nur noch als eine Art Vorstudie für The Crusaders.
Nun aber liegt dieser Roman unter dem Titel Flammender Frieden doch noch auf
Deutsch vor und erweist sich als ein flotter, teils ruppiger Kriegsroman, der an einer
Mischung aus Casablanca und einem frühen James Bond erinnert. Nach der
Landung in Algerien stehen die US-Truppen Wehrmachtstruppen und der letzten größeren
Streitmacht des französischen Vichy-Regimes gegenüber.
Nach einigen heftigen Kämpfen kommt es in einer recht skurrilen Passage zum Zeigen der
weißen Flagge zwecks Verhandlungen zwischen den Kampfparteien. Da stehen auf US-Seite
Colonel Wintringham und sein Verhörspezialist Leutnant Bert Wolff überaus
hinterhältigen Gegenspielern gegenüber. Wolff ist US-Deutscher, war Spanienkämpfer und
entkam später einem KZ. In Camp Ritchie zum Verhörspezialisten ausgebildet, hat er den
unschätzbaren Vorteil, die Mentalität der Nazis ebenso gut wieder deren Sprache zu
kennen.
Sein härtester Gegenspieler ist der Generalstabsoffizier Ludwig von Liszt, mit dem er
ganz nebenher noch aus Spanien eine Rechnung offen hat. Dritter im Reigen ist General
Monaitre, einerseits geschmeidiger Opportunist, andererseits jedoch ein schurkenhafter
Kommandeur der letzten Vichy-treuen Truppen. Vor allem aber vertritt er ganz nach
seinem historischen Vorbild Admiral Francois Darnal die alten französischen
Kolonialmachtinteressen.
In dem wüst wogenden Geschehen gibt es eine Verknüpfungsfigur, wie sie ein solcher
Kriegs- und Agentenroman einfach braucht: die schöne Maguerite, Gespielin des Deutschen
und des Franzosen, aber auch des windigen Geheimagenten Jerez. Doch auch Bert Wolff ist
ihren Reizen nicht abhold. Es dominieren allerdings die kriegerischen und psychologischen
Konflikte.
Das mag in manchen Zügen und Figurenzeichnungen etwas klischeehaft sein, zugleich hat die
so zeitnahe Niederschrift zwischen der deutschen Kapitulation in Tunesien um Mai
1943 und Stefan Heyms Teilnahme an der Invasion an der Normandie im Juni 1944 für
eine faszinierende Unmittelbarkeit der Schilderungen gesorgt.
Und Heym hob später eingedenk der hehren Absichten der US-Amerikaner als die edlen Ritter
in diesem Krieg eine Grundfrage heraus: Wie weit darf man Kompromisse schließen mit
Faschisten, wenn man Demokratie will?
Fazit: als simpler Kriegsroman bietet Flammender Frieden ein solides und recht
authentisches Lesevergnügen, vom Literarischen her gehört er sicherlich zu Stefan Heyms
schwächeren Werken. Doch mit ihm liegt endlich zum 20. Todestag in diesem Dezember sein
Gesamtwerk auch auf Deutsch komplett vor.
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