BERNHARD KEGEL: AUSGESTORBENE
TIERE
Der Beutelwolf Benjamin starb 1936 in einem Zoo auf Tasmanien und die
Pinto-Riesenschildkröte Lonesome George war die letzte Vertreterin ihrer Gattung, als sie
starb. Seit 25 Jahren hat MAN einen traurigen Begriff für solche letzten Exemplare:
Endlinge.
Solchen Tieren widmet sich nun der preisgekrönte Biologe und Ökologie-Fachmann Bernhard
Kegel mit seinem sehr schön aufgemachten Sachbuch Ausgestorbene Tiere. Die
meisten der 50 Arten, die er thematisiert, sind zu sogenannten historischen Zeiten
ausgestorben: Denen Menschen also noch in die Augen schauen konnten.
Was beim legendären Dodo, der auch das Titelbild ziert, für diesen kein bisschen
hilfreich war. Es waren insbesondere Seeleute, die den auf Mauritius beheimateten
flugunfähigen Vogel bis etwa 1690 derartig bejagten, dass sie ihn damit schließlich
ausrotteten. Dabei sind einschlägige Aussagen überliefert, dass er alles andere als gut
mundete.
Keine der gezeigten Spezies starb nur aus natürlichen Gründen aus, also ohne
Beteiligung des Menschen. Mal trat er als Jäger oder Fischer auf, mal veränderte er
Lebensräume, vernichtete Wälder oder schleppte radikale Fressfeinde wie Katzen, Füchse
oder Ratten ein. So verlor Australien seit 1500 rund ein Drittel aller Säugetierarten und
auf Neuseeland verschwand die Hälfte der außergewöhnlichen Vogelfauna.
Das Buch präsentiert neben manch bekannteren unwiederbringlich verflossenen Arten wie dem
Mammut oder dem Riesenwombat auch solche, von denen vermutlich nur Kenner Näheres wissen.
Wie vom zebraähnlichen Quagga aus Südafrika, dessen Endling 1883 in einem Zoo in
Amsterdam verschied, oder vom sehr speziellen Huia, einem Sperlingsvogel, der in seiner
Heimat Neuseeland zuletzt 1907 gesehen wurde und vor allem invasiven Arten zum Opfer fiel.
Als echte Hingucker werden alle 50 thematisierten Spezies mit wunderschönen historischen
Illustrationen aus den Beständen der Staatsbibliothek Berlin gezeigt, darunter manche von
berühmten Malern gefertigt wie John Gould oder John James Audubon. Der Reigen umfasst
Vertreter der gesamten Fauna von den Säugetieren und Vögeln über Fische, Amphibien und
Reptilien bis hin zu Wirbellosen. Die wissenschaftlichen Texte sind durchweg leicht
verständlich gehalten. Hinzugefügt sind im Übrigen neben einem Namens- und
Artenregister auch die Adressen wichtiger naturhistorischer Museen. Und der Autor begegnet
der Wehmut, die der Verlust all der Arten erweckt, mit einem Funken Hoffnung: es gebe
immer wieder auch erfolgreiche Anstrengungen von Menschen, eine Art doch noch zu retten
oder gar eine untergegangene wiederzuerwecken.
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