HEINRICH STEINFEST: DIE
MÖBEL DES TEUFELS
Fünf Krimis um seinen einarmigen Detektiv Cheng und dessen Sekretärin Frau Wolf hat
Heinrich Steinfest verfasst. Nun kehren die Beiden zurück, allerdings nicht zuletzt
altersbedingt in vertauschten Rollen. Und der für seine gediegenen Geschichten berühmte
Autor setzt die Beiden diesmal sogar quasi in die zweite Reihe.
Die Möbel des Teufels lautet der Titel und der gitl auch für ein
entscheidendes Buch im Buch. Im Mittelpunkt steht dabei Leo Prager, vor 44 Jahren
regelrecht aus seiner Heimat geflohen. Seither war er durchaus zufrieden auf einer kleinen
Südseeinsel gewesen, auch wenn ihn mit jetzt 61 Jahren eine Makuladegeneration und damit
die Erblindung droht. Dass er jetzt jedoch nach Wien zurückkehrt, hat einen traurigen
Grund.
Seine Schwester Eva liegt als Mordopfer in der Gerichtsmedizin und er soll sie
identifizieren. Ihr Tod ist ihm ein Rätsel, der wer bringt eine Parlamentsstenografin um
und warum? Gibt es etwas Heikles im Berufsumfeld oder liegt es eher im Privatleben der
sehr zurückgezogenen Frau verborgen? Wunderliches entdeckt Leo dann in Evas wertvoller
Privatbibliothek, zu der dann auch ein schmales Büchlein mit dem Romantitel gehört.
Darin wird eine Katastrophe als Folge eines Bombenanschlags beschrieben, die exakt zehn
Jahre später am 1. August 1976 tatsächlich eintrat: der Zusammenbruch der berühmten
Reichsbrücke in Wien. Der Autor dieser Zeilen bleibt im Denkeln. Für Leo aber gibt es
aufwühlende aufwühlende Erinnerungen, denn er war damals sogar Augenzeuge des
spektakulären Ereignisses. Zum weiteren Recherchieren all der möglichen Geheimnisse um
dieses und vielleicht auch anderer Bücher Evas kommt Leo allerdings erst einmal nicht
mehr.
Ein Autounfall wirft ihn für drei Wochen ins Koma und der passierte ganz und gar nicht
zufällig. Bei seinem Erwachen treten nun zwei Frauen in sein Leben, die verschiedener
kaum sein könnten. Da ist zunächst die Kriminalassistentin Roswitha, mit einer für eine
Polizeiangehörige denkwürdigen Vergangenheit, die für Leo eine überraschende sehr
private Beziehung wird.
Und nun kommt endlich auch Frau Wolf und damit mehr am Rande auch Markus Cheng
mit ins Spiel, weil Leo ihre Hilfe in Anspruch nimmt. Längst geht es nicht mehr
nur um den Mord an seiner Schwester. Es gibt gefährliche Gegenspieler, zumal es auch um
das Geheimnis der Formel für das ominöse Pulver Milk geht, das weit mehr ist
eine schnöde Droge.
Mehr aber sei von diesem verschlungenen Roman, der eigentlich gar kein richtiger Krimi
ist, nicht verraten. Wie bei Heinrich Steinfest üblich, mäandert diese sehr dichte Prosa
mit viel Sprachwitz, Abschweifungen und typisch verqueren Gedankengängen zu einem
Lesevergnügen der besonderen art in ein dann doch logisches Ende. Fazit: dieser Autor ist
einfach eine Klasse für sich.
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