BARRACK OBAMA & BRUCE
SPRINGSTEEN: RENEGADES. BORN IN THE USA
Im Sommer 2020 unterhielten Ex-Präsident Barack Obama (60) und Superstar Bruce
Springsteen (72) einen höchst erfolgreichen Podcast unter dem Titel Renegades. Born
in the USA. Mal sehr persönlich, mal zu grundlegenden Themen, die die gesamte
Nation bewegen.
Nun liegt dieser Podcast samt einiger bisher ungesendeter Beiträgen unter demselben Titel
vor und es sei vorweg ausdrücklich festgestellt: Renegades steht hier nicht
für Abtrünnige sondern im üblichen amerikanischen Sprachgebrauch für
Außenseiter. Als solche und vor allem als Ausnahmepersönlichkeiten sind
diese beiden liberal-demokratischen Ikonen wahrhaft anzusehen und sie stellen es auch
unter Beweis.
Erstmals begegneten sie sich 2008, als Rockstar Springsteen auf der Wahlkampftournee des
jungen Senators spielte. Acht Jahre später ehrte der mittlerweile amtierende Präsident
Obama den Musiker im Weißen Haus mit der Medal of Freedom für seine
Verdienste um die amerikanische Kultur. Und in Kapitel 1 beschreiben die Beiden
Unsere unwahrscheinliche Freundschaft und deren Zustandekommen.
Auf einem der ersten von einer Fülle von Fotos viele nie zuvor öffentlich zu
sehen sieht man sie entspannt in Springsteens Aufnahmestudio, umgeben von Gitarren,
Verstärkern und Aufnahmegeräten sitzen. Wie sehr sie eine gemeinsame Wellenlänge
teilen, ist unübersehbar. Und das bestätigen immer wieder Dialoge und Statements wie das
Bekenntnis: Wir alle sind eil der Story Amerikas und gemeinsam können wir
ein neues, ein besseres Kapitel schreiben.
Zum Schmunzeln regt das Obama-Zitat von 2009 an: Ich bin der Präsident, aber er ist
der Boss. So umriss der seinerzeit mächtigste Mann der Welt die spezielle
Rollenverteilung zwischen ihnen. Dem gesellt sich dann Springsteens treuherziger Scherz
zu: Ich weiß, als Präsident hat man's nicht leicht, aber ich will dir mal
erklären, wie schwer es ist, ein Album zu machen.
Natürlich widmen sich die beiden lebenden Legenden auch vielen ernsten Themen wie den
Bürgerrechten, den Visionen der amerikansichen Gründerväter sowie der Zerrissenheit des
Landes: Was bedeutet es überhaupt, Amerikaner zu sein? Und bei einem
schwarzen Präsidenten liegt das Thema Rassismus einschließlich der Black Lives
Matter-Bewegung sowieso dazu.
Ein ganzes Kapitel ist denn auch mit Skin überschrieben, wo Obama mit
Hautfarbe und Namen eine echte Außenseiterrolle hat. Dem kann Springsteen seine E-Street
Band entgegensetzen, die bereits in den 70er Jahren zur Hälfte schwarze Musiker umfasste
damals durchaus noch nicht das Normale.
Das schönste Kapitel aber ist das siebte unter der Überschrift Eine furchtlose
Liebe. Die beiden Freunde erzählen von First Lady Michelle und Bandmitglied Patti
Scialfa: beides Ehefrauen, die für ihre Ehemänner nicht nur privat eine sehr wichtige
Rolle spielen. Und auch hier fasziniert der Schatz an teils sehr privaten Fotos bis hin zu
einem des zehnjährigen Obama von einer seltenen Begegnung mit seinem afrikanischen Vater.
Ohnehin begeistert dieser Prachtband mit seiner großartigen Aufmachung, zu de runter
anderem etliche Texte berühmter Songs gehören, die gedruckt und in Springsteens
handschriftlichen Original gezeigt werden. Mindestens ebenso beeindrucken
Original-Redentexte Obamas samt handschriftlicher Anmerkungen und Korrekturen.
Und allenthalben scheint die Grundhaltung dieser beiden großen Amerikaner durch, ein
kämpferischer Optimismus, mit dem sie fragen: Was wird nötig sein, um den Glauben
an das amerikanische Versprechen zu erneuern?
Fazit: zwei charismatische Ausnahmepersönlichkeiten geben viele Antworten und lassen
offen und ehrlich erkennen, was sie umtreibt und wofür sie stehen - ein einzigartiges und
nicht nur politisches Mutmachbuch.
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