DEON MEYER: „TODSÜNDE“


Mit einem fulminanten Auftakt startet der südafrikanische Krimikönig Deon Meyer seinen mittlerweile siebten Bennie-Griessel-Fall unter dem Titel „Todsünde“. Bennie und sein schwarzer Kollege Vaughn Cupido rasseln in eine wilde Schießerei, bei der endlich die Reihe der brachialen Überfälle auf Geldtransporter in Kapstadt beendet werden kann.
Dann aber schaltet der Krimi erstmal herunter. Ohne jedoch an Spannung zu verlieren, denn Bennie und Vaughn steht eine Anhörung bevor. Im Vorgängerroman „Beute“ hatten sie ein Schurkenstück aufgedeckt, wie es in diesen Zeiten der grassierenden staatlichen Kleptokratie des extrem korrupten Präsidenten Zuma geradezu typisch war. Das Pech der beiden Spitzenermittler von der Sondereinheit Valke dabei: sie waren Agenten der präsidentennahen State Security Agency in die Quere gekommen.
Nach 30 Jahren bester Polizeiarbeit werden Beide degradiert und sollen für viele Monate in ein Wüstenkaff strafversetzt werden. Was sie auch privat in Nöte bringt, denn der seit 200 Tagen trockene Bennie will endlich seine Alexa heiraten und Vaughn fürchtet um seine Angebetete. Schon weil die Strafe mit großen Geldeinbußen und viel Abwesenheit verbunden wäre.
Finanzielle Nöte hat derweil auch die attraktive Immobilienmaklerin Sandra Steenberg im wunderschönen wohlhabenden Universitätsstädtchen Stellenbosch. Ihr Mann, der an einem Roman schreibt, und die Zwillingsmädchen ahnen nichts von den wachsenden Schulden. Um so willkommener erscheint da der höchst vertrauliche Auftrag zum Verkauf eines feudalen Weinguts für 100 Millionen Rand (ca 6 Millionen Euro).
Der Haken aber ist der Grund für die strenge Verschwiegenheitsklausel: der wahre Eigentümer ist Jasper Boonstra, der meistgehasste Multimillionär des Landes, der über 100.000 Anleger geschädigt haben soll. Kein Wunder, dass wegen entsprechend drohender Klagen niemand Geschäfte mit ihm machen will.
Zwischen dem rüden Macho und der Maklerin entspinnt sich ein hochspannendes Katz- und Mausspiel. Wobei sich die 33-Jährige auch noch ihres schmierigen Chefs erwehren muss, der sie um Teile der stattlichen Courtage bringen will. Diese Entwicklungen wechseln sich in exzellenter Dramaturgie immer wieder mit den weiteren Einsätzen von Bennie und Vaughn ab.
Die eine dicke Überraschung erleben, als ihre Strafversetzung aus unerfindlichen Gründen abgemildert wird und sie statt ins Wüstenkaff nun zur Kripo im gemütlichen Stellenbosch müssen. Was sie erfreut aber auch misstrauisch akzeptieren, zumal beide zuvor anonyme Hinweise auf einen Verräter in den eigene Reihen erhalten haben.
Sie kommen dem Informanten zwar auf die Spur, doch noch vor dem ersten Kontakt wird dieser Kollege auf offener Straße erschossen. Die Beiden aber werden zu einem vermeintlich läppischen Fall um einen vermisst gemeldeten Studenten verdonnert. Dieser Callie de Bruin erweist sich allerdings als IT-Genie und offenbar hat er sogar die Datenbank der Polizei gehackt. Mit unabsehbaren Folgen für alle Beteiligten bis hinauf in höchste Polizeikreise.
Derweil eskaliert auch der Immobilien-Deal und die Lage wird so brenzlig für die Maklerin, dass sie sogar zu einem zweiten Ermittlungsfall für Bennie und Vaughn wird. Mit immer neuen Wendungen treibt das gesamte Geschehen auf ein hochklassiges Finale zu. Auch dank des Zeit- und Lokalkolorits ist dieser erneut in direkter zupackender Sprache geschriebene siebte Fall weit mehr als nur ein grandioser Krimi.
Fazit: eine Art Gesellschaftsthriller um die Todsünde der Habgier, die die Südafrikanische Republik an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat – und ein Meisterwerk gut durchdachter Spannungsliteratur.

# Deon Meyer: Todsünde (aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer); 473 Seiten; Rütten & Loening Verlag, Berlin; € 20

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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