CHRISTINA STEIN: SEARCHING
LUCY
Amber ist 17 und verbringt viel Zeit damit, in die Häuser ihrer Nachbarschaft
einzubrechen. 15 Mal in drei Wochen bisher, doch nicht etwa um etwas zu klauen. Ihre
Zwillingsschwester Lucy ist verschwunden und sie glaubt, sie könnte entführt und
irgendwo in der Nähe versteckt worden sein.
Damit beginnt Christina Stein ihren neuen Jugendthriller Searching Lucy (warum
unnötig ein englischer Titel?!). Die ursprünglich umgängliche und ziemlich normale
Amber ist völlig durch den Wind. Vor einigen Wochen verschwand ihr Vater, ein allseits
beliebter Gymnasiallehrer, spurlos und seit der gemeinsam besuchten Halloween-Party wurde
auch Lucy nicht mehr gesehen.
Die Polizei tappt im Dunkeln und seltsamerweise gibt es keinerlei Lösegeldforderungen
oder sonstige Anhaltspunkte. Trotzdem beißt sich Amber an der Hoffnung fest, dass Lucy
noch lebt und wahrscheinlich gar nicht weit weg ist. Zuhause aber wird die Situation immer
bedrückender, denn Ambers hilflose Mutter ersäuft ihren Kummer im Alkohol und irgendwie
muss sich die große Schwester nun auch noch um den kleinen Bruder kümmern.
Zu all dem kommt noch die Verbitterung, dass der selbstgefällige Mädchenschwarm Taylor
sie schnöde abserviert hat. In dieser Tristesse nun stolpert sie regelrecht über den
neuen Schulkameraden Jamie, einen seltsam abweisenden, kontaktscheuen Typen. Er ist ihr
auf die Schliche gekommen und stellt plötzlich eine völlig unerwartete Forderung: sie
soll ihn bei ihren Einbrüchen, sonst verrät er sie an die Polizei.
So wird Jamie zum Komplizen und sie rauschen gemeinsam in einige heikle Situationen
die nicht nur überaus spannend sondern auch mit einiger Situationskomik daherkommen.
Ohnehin fesselt der Roman von Beginn an, weil alles hautnah und authentisch von Amber
selbst erzählt wird. So eröffnen sich auch allmählich die psychischen Geheimnisse, die
Jamies zwanghafte Verhaltensweisen erklären.
Mehr darf allerdings nicht verraten werden, denn dieser sehr intensive Thriller mit seiner
Sogwirkung steuert auf ein geradezu monströses Finale zu. Fazit: ein großartig
geschriebener Roman, der an Grenzen geht und deshalb frühestens ab 15 Jahre zu empfehlen
ist.
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