MICHAEL GERARD BAUER: DINGE,
DIE SO NICHT BLEIBEN KÖNNEN
Sebastian ist 16 und bezeichnet sich selbst als stinknormal. Als er am Tag der offenen
Tür der Universität eine Schnuppervorlesung besucht, begegnet er Helena, einem wahren
Traummädchen. Und es erscheint ganz, als hätte er eine Chance bei ihr. Bis er seinen
Irrtum erkennt und es fast sehr peinlich wird.
Damit setzt der neue Jugendroman des australischen Erfolgsautors Michael Gerard Bauer
(Nennt mich nicht Ismael!) ein. Der Titel lautet diesmal Dinge, die so
nicht bleiben können. Da rettet den Ich-Erzähler Sebastian ein Wirbelwind namens
Frida, gerade als er händeringend eine Antwort für Helena sucht. Wie selbstverständlich
erzählt die Fremde, dass sie seit Kindertagen beste Freunde und hier verabredet seien.
Womit für die Beiden ein gemeinsamer Tag anläuft, voller Aktivitäten und vor allem
voller Geschichten. Zeitweilig kommt auch Sebastians langjähriger Freund Tolly hinzu, ein
sensibler Hochbegabter, der ähnlich schlagfertig wie Frida ist. Die aber erweist sich als
schier unglaublich mit all ihren Geschichten, bei denen sie im Handumdrehen ganze
Vergangenheiten offenbart.
Das sprüht vor Witz, Überraschungen und viel Situationskomik. Allerdings stößt
Sebastian doch recht bald auf Ungereimtheiten in den, was Frida so alles auftischt, und er
fragt sich zunehmend, warum sie sich so verhält. Und allmählich öffnet sich die
mitreißende Leichtigkeit zu ernsteren Aspekten. Über die Stunden dieses einen einzigen
Tages werden Wahrheiten sichtbar, die hinter dem quirligen Auftreten verborgen sind.
Das jedoch zieht den Leser nicht etwa herab, vielmehr gibt es dem Buch viel Tiefe und eine
andere Klasse. Da treten Erinnerungen ins Licht, die bei Beiden traumatisch waren und noch
längst nicht überwunden sind. Frida, die in Wirklichkeit Karen heißt, ist durch eine
furchtbare Kindheit und Jugend schwer angeschlagen.
Die Mutter verlor sie am ersten Schultag durch Drogen, schlimme Heime und noch schlimmere
Pflegeeltern hinterließen nicht nur ein taubes Ohr, sondern auch so manche nicht nur
physische Narbe. Schließlich werden auch Sebastians Geister der letzten Jahre sichtbar.
Sein älterer Bruder war ein gewalttätiger Junkie und nach seinem Tod wurden die Eltern
zu verängstigten Kontrollfreaks.
Es beeindruckt zutiefst, wie der Autor dieses sich einander Öffnen sehr einfühlsam
schildert, ohne dickj aufzutragen oder auf die Tränendrüsen zu drücken. Da wird diese
Geschichte eines Tages zu einer wahren Achterbahnfahrt, die bis zuletzt fesselt. Fazit:
eine großartige Mischung aus tollen Charakteren, viel Humor und menschlicher Tiefe, die
nicht nur Teenager begeistern dürfte.
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