LUCA FOLEY: „SOMMERNACHT“


Eine große Hochzeitsfeier auf einer kleinen irischen Insel, doch das Wetter ist umgeschlagen und ein Sturm tost um das Zeltensemble mit den Gästen. Dann geht erneut das Licht aus und man hört einen fernen Schrei.
Mit diesem unheildräuenden Prolog beginn „Sommernacht“, der jüngste Thriller von Erfolgsautorin Lucy Foley. Dann folgt erst einmal die Vorstellung der wichtigsten Akteure, von denen sechs sich als Ich-Erzähler abwechseln. Es ist eine illustre Hochzeitsgesellschaft, denn Julia Keegan, 34 und bisher eher unterkühlt in der Liebe, hat in dem populären Schauspieler Will Slater einen Traummann gefunden, der ein wildes Feuer in ihr entfacht hat.
Der einzige kleine Wermutstropfen, der sie aber nur bedingt beunruhigt, ist ein Zettel, den sie im Briefkasten fand: ein anonymer Schreiber rät ihr, von der Hochzeit zu lassen. Die aber hat die Hochzeitsplanerin perfekt vorbereitet, wenngleich auch sie ihre Geheimnisse hat. Wie auch andere Gäste aus dem engsten Kreis, allen voran Brautjungfer Olivia und Trauzeuge Johnno.
Die 19-Jährige ist die Halbschwester Julias und so gestört, dass sie sich heimlich ritzt. Der dickliche Johnno wiederum war ein Schulkamerad Wills und zumindest in der Erscheinung das linkische Gegenteil zu diesem. Und sie haben eine Schulzeit miteinander verlebt, in der nur die Stärksten und Gemeinsten Oberwasser behielten. Bis hin zu üblen Geheimnissen.
Aber auch andere Ich-Erzähler zeichnen ein immer wieder wechselndes Bild der Kontrahenten und jeder offenbart dunkle Flecken der Vergangenheit. Wo sich manche Verknüpfung erst allmählich erahnen lässt. Das Geflecht der verschiedenen Erzählperspektiven sorgt für ein schillerndes Mosaik und treibt langsam aber sicher die Touren hoch bis zu einem packenden Finale.
Das kommt sehr atmosphärisch und zugleich fast bis zuletzt undurchsichtig mit einem wachsenden Gefühl des Unheils daher. Das dann auch eintritt. Dabei haben so viele ein Motiv für die böse Tat am Ende. Und das alles ist hervorragend geschrieben, zuweilen mit derber Wortwahl, die aber durchaus passend ist. Fazit: ein Leckerbissen für Freunde lebenspraller Psychothriller und absolut filmreif obendrein.

# Lucy Foley: Sommernacht (aus dem Englischen von Ivana Marinovic); 441 Seiten, Klappenbroschur; Penguin Verlag, München; € 15

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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