MICHAEL SOMMER: „SCHWARZE TAGE“


Das Römische Reich war das größte und bis heute einflussreichste Weltreich der Geschichte. Was aber, wenn seinerzeit Hannibal im 2. Punischen Krieg (218-202 v.Chr.) den lange sehr wahrscheinlichen Sieg über Rom errungen hätte? Stattdessen wurden im Laufe des Ringens zwischen der aufstrebenden Landmacht und der Seemacht Karthago die Wichen für Entwicklungen gestellt, die bis heute nachwirken.
Dem insgesamt 118 Jahre langen Konflikt mit 42 reinen Kriegsjahren widmet sich Michael Sommer mit seinem Sachbuch „Schwarze Tage. Roms Kriege gegen Karthago“. Wobei der Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg ausdrücklich auf die recht einseitige Quellenlage hinweist, die ein gänzlich objektives Bild nahezu unmöglich macht.
Es wurde vieles an Details, Fakten und ganzen historischen Abrissen aus der Antike überliefert. Doch es ist stets zu neachten, dass es sich dabei einerseits um die teils intensiv gefärbten Blickwinkel der Sieger handelt und andererseits große Abhandlungen wie die des griechischen Geschichtsschreiber Polybios (ca 200-120 v.Chr.) um nachträgliche Niederschriften aus der Ferne handelt.
Für Michael Sommer bedeutete das geradezu detektivische Anstrengungen und er gesteht nicht zu füllende Lücken ein. Um so beeindruckender gestalten sich seine sachlich nüchternen Ausführungen, mit denen er zunächst die Ausgangslage beschreibt. Korrekt hätten die Punischen Kriege die Bezeichnung „Römisch-Karthagische Kriege“ verdient, denn schon beim ersten dieser Kriege ging es ab 264 v.Chr. Darum, dass die Regionalmacht Rom erstmals italienischen Boden verließt und Karthago von Sizilien und Sardinien vertrieb.
Der Historiker umreißt auch die Zwischenzeit und die kriegerischen Ereignisse am Rande des Mittelmeers. Wobei er den 2. Punischen Krieg (216-202 v.Chr.) mit seinem weitgefächerten Ringen als eine Art Weltkrieg beschreibt. Was die betroffenen Gebiete wie auch die immensen Verlustrzahlen ebenso rechtfertigen wie die Auswirkungen für den gesamten Mittelmeerraum. In diesen Krieg fallen die verheerenden Kriegszüge Hannibal, die Rom dennoch übersteht, um dann sogar auf afrikanischem Boden zu triumphieren.
Eingehend beschreibt Sommer die lange Zwischenzeit und geht erneut auch auf die militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte der Entwicklungen ein. Bis dann die nie verstummte Forderungen nach der endgültigen Zerstörung Karthagos von 149 bis 146 v.Chr.
zum Vernichtungsfeldzug Roms führt. Der die einstige Großmacht quasi ausradiert.
Zugleich sorgt dieser welthistorische Wendepunkt für den endgültigen Aufstieg Roms zum Weltreich. Auf diese Folgen des 3. Punischen Krieges geht der Historiker dann noch einmal mit kritischem Blick und nüchterner Exegese ein. Fazit: ein brillantes Sachbuch auf hohem Niveau, das für Leser mit guten Geschichtskenntnissen eine Offenbarung zu diesem komplexen Thema bietet.

# Michael Sommer: Schwarze Tage. Roms Kriege gegen Karthago; 368 Seiten; C. H. Beck Verlag, München; € 26,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 472 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de