UTICHA MARMON: DAS STUMME
HAUS
Für Kinder kann ein solch bunter Kosmos wie in einem fünfstöckigen Mehrfamilienhaus
eine schöne Welt sein, wenn es so abwechslungsreich und friedlich zugeht wie im
Kaninchenbau. So nennen fast alle Bewohner das Gebäude und sie meinen das gar nicht
negativ: jeder kennt jeden, alle Türen stehen offen und immer ist was los.
Soi schildert es Ich-Erzähler Nikosch, der sich mit seiner Zwillingsschwester Nini und
dem Rest der Familie hier sehr wohl fühlt. Davon berichtet er auch am Anfang von Uticha
Marmons neuem Kinderbuch Das stumme Haus. Eine herrliche Vielfalt herrscht
hier und für Nikosch und die vielen anderen Kinder wird es nie langweilig.
Bis plötzlich alles ganz anders ist, die Türen geschlossen, keine Schule mehr, jeder
soll in seiner Wohnung bleiben Corona. Da wird schulfrei recht bald eher als
unerfreulich empfunden und wie soll man sich in gewohnter Weise um jene Menschen kümmern,
die Hilfe brauchen? Da gibt es auf einmal nicht nur Leute, die einsam sind. Da erlebt
jemand im Haus häusliche Gewalt und die Familie von Klassenkameradin Aja kann keine
Lebensmittel mehr kaufen, weil die Tafel geschlossen und der Supermarkt zu
teuer ist.
Und diese nur zu Beginn erfreuliche Pause will gar nicht mehr enden. Kein Spielen mehr mit
den vielen Kindern, die hier doch wohnen. Die Verunsicherung wächst, so vieles weiß man
nicht von den Mitbewohnern. Doch Nachbarschaftshilfe wie soll die geschehen? Und
dann wird es auch noch spannend, denn von gegenüber aus deinem der sonst immer so
unbewohnt wirkenden neuen Einfamilienhäusern kommen Morsezeichen.
Mit einer Taschenlampe: SOS! Ein Hilferuf, der von Nikosch, seiner Schwester und den
Freunden unter diesen belastenden Bedingungen nun viel Cleverness verlangt. Wovon dieses
hoch aktuelle Buch so lebendig erzählt, dass es nicht nur junge Leser ab 9 Jahre fesseln
wird.
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