RAINER WEKWERTH: „GHOSTWALKER“


Jonas ist 17, lebt allein in Hamburg und schwänzt die Schule, um sich Geld für seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Vater ist tot und seine Mutter verließ den Jungen vor Gram. Die halb legalen Jobs, mit denen er auch seine Zukunft finanzieren will, sind Einsätze als sogenannter Ghostwalker.
„Ghostwalker“ heißt auch der Titel von Rainer Wekwerth jüngstem Jugendthriller. Der spielt zwar im Jahr 2037, das meiste an technischen Finessen ist jedoch bestens vorstellbar. So wurde seit der digitalen Revolution die Ausspähung von Daten ein weltweites Geschäft. Wenn nun ein großes Unternehmen Geheimnisse und Nachrichten schützen will, nutzt es dafür eigens erstellte virtuelle Welten, in denen die Ghostwalker mit ihren Avataren die Informationen überbringen.
Jonas fungiert als ein solcher Bote im VR-Anzug. Unter dem Decknamen Moondancer zählt er zu den gut bezahlten, erlebt aber immer wieder auch die Gefahren durch Wächter und Jäger in der virtuellen Welt. Die greifen zu schärfsten Mitteln und Treffer zum Beispiel mit einem Pfeil schmerzen auch in der realen Welt und ein Übermaß an Blessuren kann zum tödlichen Kollaps führen.
Die größte Gefahr stellt die Yakuza dar, die japanische Mafia, die zur weltweiten Krake geworden ist. Und die hat Jonas im Nu im Nacken, als er nun einen heißen Job annimmt. Das fürstliche Honorar macht ihn eher misstrauisch, dennoch nimmt er an, da der Einsatz mit der Arbeit seines Vaters zu tun hat. Der hatte in seiner Firma BioCom einen Biobrennstoff entwickelt, der eine Weltrevolution bedeuten würde.
Um so unerklärlicher war sein Selbstmord vor zwei Jahren. Klar scheint nur, dass mächtige Kreise die Erfindung unterdrücken wollen. Die aber war bereits als Datei in die virtuelle Welt namens Oicho-Kabu unterwegs, getarnt als das wertvolle Samurai-Schwert „Chisana sasayaki“. Hier war die legendäre „Blue“ im Einsatz, die als beste aller Ghostwalker gilt.
Als sie jedoch scheitert, kommt nicht nur das Schwert in falsche Hände – bei den virtuellen Kämpfen darum passierte ein Datenmalheur. Das machte die Super-Datei fehlerhaft, aber auch Blues eigenes Erinnerungsvermögen bis hin zu wichtigen Zahlen wie der Nummer ihres gut gefüllten Honorarkontos.
Während Jonas vom heimischen Sessel aus im VR-Anzug nach Golem City, der von BioCom geschaffenen virtuellen Welt aufbricht, wendet sich Blue an den genialen Nerd Hellboy, ihren einzigen Vertrauten, damit er sie auf die Spur des für sie so überlebenswichtig gewordenen Schwertes bringt. So gelangen Blue und Moondancer jeder für sich in diese quirlige virtuelle Großstadt.
Und sind sofort infernalischen Angriffen ausgesetzt. So virtuell die Attacken von ständig wechselnden Daseinsformen auch sein mögen – sie sind auch ganz real eine schmerzliche bis tödliche Angelegenheit. Da mischt nicht nur die Yakuza mit und sorgt für immer neue Überraschungen und Wendungen.
Erst nach einigen dramatischen Ereignissen wird auch Blue klar, dass sie und Jonas nicht gegeneinander agieren dürfen sondern aufeinander angewiesen sind. Zumal auf beide ein Kopfgeld ausgesetzt wird und es offenbar einen Maulwurf im eigenen Unternehmen gibt.
Mit überschäumender Fantasie jagt das Geschehen rasant voran und überschlägt sich schier vor Hochspannung. Das Ende sei hier nicht verraten. Auf jeden Fall bietet dieser Thriller ein atemberaubendes Lesevergnügen für Teenager wie auch Erwachsene, die ein Vergnügen an Action in virtuellen Welten finden.

# Rainer Wekwerth: Ghostwalker; 366 Seiten, Klappenbroschur; Planet! bei Thienemann, Stuttgart; € 17

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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