JENNY DOWNHAM: „ICH WAR DER LÄRM, ICH WAR DIE KÄLTE“


Alexandra „Lexi“ Robinson ist 15 und derartig voller Wut und Aggressionen, dass sie ständig Ausbrüche hat und immer wieder auch Dinge zertrümmert oder aus dem Fenster wirft. Alles läuft offenbar gegen sie und während ihre unterwürfigen Mutter ihr keine Stütze ist,m versucht deren Partner John, den Teenager in den Griff zu bekommen.
So beklemmend beginnt Jenny Downhams neuer Jugendroman „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“. Die Ich-Erzählerin gesteht sich ja ein, dass da Wutmonster in ihr wüten und ihr immer wieder die Sicherungen durchbrennen. John aber, der seine Frau und den Sohn Kass wegen Lexis Mutter der gemeinsamen kleinen Tochter verlassen hat, erhöht ständig den Druck auf Lexi.
Die gerät immer mehr in die Defensive, doch je mehr sie gerade deshalb ausflippt, desto drastischer wird John – von ihrer Mutter eher noch unterstützt als gehindert. Gefangen in dieser höchst ungesunden Konstellation, glaubt das Mädchen einerseits an ihre psychische Macke. Andererseits sehnt sie sich nach Halt, doch dann fällt als solcher selbst der drei Jahre ältere Kass, Johns Sohn, aus. Insgeheim ist sie sehr verliebt in ihn, der nun mit dem Studium beginnt und eher mit ihren Gefühlen spielt.
Und John erweist sich als ebenso autoritärer wie sadistischer Kontrollfreak, der Lexi schließlich sogar als angeblicher Fall von ADHS zu einem mit ihm befreundeten Psychotherapeuten schleppt. Da wird das Mädchen dann sogar mit reichlich Ritalin total runtergebremst. Ganz nebenher schikaniert und betrügt John aber auch noch die Mutter. Die dennoch gegen die eigene Tochter zu ihm hält.
Mag Lexi auch zwischendurch mutmaßen: „Vielleicht ist er der Gestörte“, ist doch sie diejenige, die auch weiterhin den Kürzeren zieht. Längst hat man als Leser dann die tatsächlichen Verhältnisse durchschaut, ein wahres Martyrium an psychischer Misshandlung, bis es endlich doch noch zu einem so kaum erwarteten irren Showdown kommt.
Ein herrischer Tyrann und ein über Jahre aufgewühlter Teenager in der Pubertät, welch ein quälender Konflikt. Jenny Downham hat ihn mit hervorragenden Charakterzeichnungen auf schmerzliche Weise glaubhaft aufbereitet. Fazit: ein packendes und bei aller Monstrosität realistisches Psychogramm. Das nicht nur junge Leser ab etwa 14 fesseln wird.

# Jenny Downham: Ich war der Lärm, ich war die Kälte (aus dem Englischen von Astrid Arz); 431 Seiten; cbj Verlag, München; € 18

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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