ARTURO PEREZ-REVERTE: „DER TOD, DEN MAN STIRBT“


„Heute Nacht will ich nicht sterben, dachte Lorenzo Falcó.“ Das ist der Eröffnungssatz für den zweiten Agententhriller um diesen spanischen 007, der in eine Auftaktszene führt, wie man sie als Aperitif für typische James-Bond-Filme kennt.
Damit beginnt „Der Tod, den man stirbt“ aus der Feder des spanischen Meisterautors Arturo Perez-Reverte. Nach dem erfolgreich überstandenen vorherigen Auftrag („Der Preis, den man zahlen muss“) entgeht der skrupellose Lebemann-Agent im Dienste Francos in Lissabon einem gezielten Anschlag und muss sich umgehend einem heikleren Auftrag widmen.
Es ist März 1937, in Spanien wütet der Bürgerkrieg unvermindert und da braucht es auf beiden Seiten nicht nur Waffen und Söldner, sondern auch Geld dafür. Nun hat man in Reihen der Nationalisten erfahren, dass die „Monte Castle“ mit einem Schatz von 30 Tonnen Gold nach Odessa fahren soll, um die Sowjetunion für das Material für die linken Republikaner zu bezahlen. Francos Kriegsschiffen konnten den Frachter zwar noch nicht aufbringen, dafür musste der jedoch in den neutralen marokkanischen Hafen von Tanger einlaufen.
Im selben Hafen liegt nun jedoch als Jäger auch der national-spanische Zerstörer „Martin Alvarez“ und die Liegedauer für beide Schiffe ist begrenzt. Während die Matrosen beider Schiffe sogar in den Hafenkneipen miteinander feiern, läuft hinter den Kulissen ein infames Ränkespiel, denn in den linken Reihen bekämpfen sich die radikalen Fraktionen ebenso unbarmherzig wie sie gemeinsam mit den Putschisten ringen.
In diese Querelen stößt Falcó, der nichts Geringeres vorhat, als den Kapitän des Goldfrachters zum Verrat zu bewegen. Geld und freies Geleit für sich und seine Familie, dafür soll Kapitän Quiros sein Schiff den Rechten ausliefern. Dass dieses Ansinnen völlig aus dem Ruder läuft, liegt nicht nur an der aufrechten Haltung des Kapitäns, der durch und durch ein Ehrenmann ist.
Das Vorhaben scheitert vor allem auch an Eva Neretva, russische Kommissarin und just jene ebenso gnadenlose wie faszinierende Gegenspielerin, mit der Falcó bereits im vorigen Fall hitzige Bekanntschaft gemacht hat. So emotionslos dieser Frauenfreund ohne gute und ohen schlechte Gefühle sonst auch ist – gegenüber dieser Frau tut er sich schwer mit seiner Obsession für sie. Und das wird lebensgefährlich und führt zu einem rasanten doppelten Spiel von beiden Seiten.
Und es kommt die Anordnung der Hafenbehörde, dass beide Schiffe auszulaufen haben. Ihr weiteres Schicksal soll hier ebenso wenig verraten werden wie das von Lorenzo Falcó und seiner unerbittlichen Gegnerin. Vor dem Hintergrund realer Ereignisse fesselt dieser historische Agententhriller auch dank des souveränen knappen Stils und der zupackenden Dialoge bis zuletzt und er glänzt außerdem mit hinreißenden – wenngleich nicht eben moralisch unbedenklichen – Charakteren wie auch mit hervorragendem Zeit- und Lokalkolorit.
Fazit: ein knallharter Spannungsroman vom Feinsten, der unbedingt verfilmt gehört.

# Arturo Perez-Reverte: Der Tod, den man stirbt (aus dem Spanischen von Petra Zickmann); 476 Seiten; Insel Verlag, Berlin; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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