STEFAN MOSES: BEGEGNUNGEN MIT
PEGGY GUGGENHEIM
Maguerite Peggy Guggenheim (1898-1979) war mehr als nur eine der größten
Sammlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie war ebenso eine kultige
Selbstdarstellerin in ihrem bewegten Leben, in dem sie als Kunstfreundin und Mäzenin mit
unzähligen großen Künstlern verkehrte.
Eines der berühmtesten Porträts zeigte sie mit Anfang 70 in ihrer Wahlheimat Venedig auf
einer Gondel. Mit einer Hand hält sie den Pelzkragen des Mantels zusammen, sie trägt
eine kauzige Sonnenbrille und sie hat die beiden unverzichtbaren Lhasa-Terrier neben sich.
Sie wirkt so exzentrisch, wie es ihr Ruf war. Aufgenommen wurde das Bild von dem deutschen
Fotografen Stefan Moses, der mit seinen Schwarzweiß-Fotografien von Berühmtheiten wie
Adorno, Max Frisch oder Willy Brandt noch heute als stilprägend gilt.
Nun aber liegt ein Bildband von ihm unter dem Titel Begegnungen mit Peggy
Guggenheimer vor, der schlichtweg Sensationelles offenbart: eine Fülle bisher
unveröffentlichter Fotos und die sind in Farbe! Als Moses die berühmte Dame 1969
und 1974 in ihrem Palazzo in Venedig besiuchte, wollte er keineswegs seinem Credo der
SW-Fotografie untreu werden. Die Kamera mit den Farbfilmen hatte er an sich nur
mitgebracht, weil er auch all die Picasso, Miros, Kandinskys und dergleichen in ihrem Haus
ablichten wollte.
In erstaunlicher Vertrautheit aber und offenbar verstand es Moses immer wieder auch
vorzüglich, sich quasi bis zur Unsichtbarkeit zurückzunehmen entstanden
einzigartig private Aufnahmen. Mal scheint sie geradezu entrückt zu sein, mal ganz locker
im Haushalt oder im Garten oder in ihrem legendären Steinthron sitzend.
Hinzu kamen aber auch Bilder mit ihr in der Stadt und von dem bekannten Gondelfoto gibt es
gleich ein Dutzend Versionen, die nun jedoch quietschen vor Farbigkeit. Von den damaligen
Fotos wurden nur wenige überhaupt in jenen Jahren abgedruckt und das eben auch nur in
Schwarzweiß. Hier nun ist die ganze Fülle in just den schrillen Farben, die Peggy
Guggenheimer so liebte, zu sehen.Ob melancholisch oder selbstironisch, Stefan Moses kam
ihr ganz nah.
Angereichert ist der faszinierende Bildband mit einigen alten SW-Familienfotos sowie den
Ausführungen des Kunsthistorikers Thoimas Elsen.
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