BRIAN SOUTHALL: „SGT. PEPPERS'S LONELY HEARTS CLUB BAND“


„Die Beatles haben die Welt vor der Langeweile gerettet“, sagte George Harrison 1967 zur Aufregung um das achte Album der Band. Was für eine Untertreibung, setzte das Quartett an jenem 1. Juni 1967 doch DEN Meilenstein der Pop-Geschichte schlechthin mit ihrer sensationellen Langspielplatte, die weltweit sofort die Spitzenplätze eroberte und mit Gold, Platin und Auszeichnungen überschüttet wurde.
Was da vor 50 Jahren geschah und wie es wirkte, das hat Brian Southall mit einem faszinierenden Buch festgehalten. Unter dem Titel „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ schildert er „Das Album, die Beatles und die Welt 1967“, so der Untertitel. Die als „A-Seite“ bezeichnete erste Hälfte des reich bebilderten Bandes widmet sich der Band und diesem wohl wichtigsten und einflussreichsten Album der Rock- und Pop-Geschichte.
Der Aufnahmeprozess in den legendären Abbey Road-Studios und die entscheideneden Akteure dabei: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr und als quasi fünfter Beatle der geniale Produzent George Martin. Auch auf jeden einzelnen Song des Albums – für das erstmals der Begriff „Konzeptalbum“ aufkam – geht Southall ein und natürlich auf den weiteren Meilenstein dieser Veröffentlichung: das einzigartige, stilprägende Plattencover des Pop-Art-Künstlers Peter Blake.
Wenn das Alles nicht nur sehr stimmig herüberkommt, sondern so ganz und gar authentisch wirkt, so liegt das in der Person des Autors begründet. Southall schreibt aus unmittelbarer Kenntnis, denn er war nicht nur Zeitgenosse der Ereignisse, er war selbst als Pressedirektor bei der EMI, dem Plattenkonzern der Beatles, mittendrin. Und so schildert er entsprechend kongenial, wie Sgt. Pepper im Sommer 1967 „wie ein Blitz aus Fantasie und Blumen“ einschlug.
1967 war ohnehin ein Jahr der ganz großen Alben, Geburt des Psychedelischen, Durchbruch neuer Klänge wie der von Pink Floyd, Procol Harum, Jimi Hendrix und des aufbegehrenden Musicals „Hair“. Flower Power und Hippie-Zeit und über allem die Beatles, so kreativ und farbenfroh wie keine andere Band zuvor. Doch Southall beschreibt in Teil 2 - der „B-Seite“ - auch, was sonst noch in diesem ungeheuer ereignisreichen Aufbruchjahr eine neue Zeit einläutete.
Nach einem Aufreißer auf 1966 porträtiert der Autor 1967 Monat für Monat und man spürt das Vibrieren, das die „68er-Zeit“ erst möglich machte. Für 1967 gilt im Übrigen, was hier unübersehbar durchschimmert: London war für die junge Generation das Zentrum der Welt für die Zukunft und 1967 war das vermutlich beste der Pop-Musik überhaupt.
Fazit: egal, ob man es miterlebt oder durch Eltern bzw. Großeltern nur indirekt mitbekommen hat – dieses Buch ist eine Offenbarung und erzählt von weit mehr als einfach nur sensationell guter Musik.

# Brian Southall: Sgt. Pepper's Lonely Heart Club Band. Das Album, die Beatles und die Welt 1967 (aus dem Englischen von Michael Auwers); 192 Seiten, über 150 Abb, Mittelformat; Edition Olms, Zürich; € 29,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: So 444 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de