EVA EBERWEIN: DER GARTEN VON
HERMANN HESSE
Hermann Hesse (1877-1962) ist noch heute einer der weltweit meistgelesenen deutschen
Autoren. Bekannt ist dabei sein starker Bezug zur Natur und zum Garten, der für sein
schöpferisches Werk unerlässlich war.
Wo er auch wohnte, musste ein Garten dabei sein. Einen allerdings legte er sogar
persönlich nach eigenen Plänen an im Dörfchen Gaienhofen am Bodensee, südwestlich von
Konstanz. Insgesamt kauften er und seine angehende Ehefrau Maria Bernoulli 1600 qm Land
und ließen darauf 1907 das großzügige Haus im Schweizer Reformstil neben einem
vorhandenen Birnbaum errichten.
Im Frühjahr 1908 begann der bereits arrivierte Schriftsteller sein Land zu
bewirtschaften. Ganz im Trend der damaligen Kritiker an der überhand nehmenden
Industrialisierung war Hesse der Nutzgarten am wichtigsten, weshalb er vor allem einen
Gemüsegarten anlegte und Bäume pflanzte. Auch literarisch war es eine fruchtbare Zeit,
so entstanden hier neben etlichen anderen literarischen Arbeiten auch die Romane
Unterm Rad und Gertrud.
Zur Idylle mit herrlichem Blick auf den Bodensee kamen noch ein Holzschuppen und eine
Laube sowie eine provisorische Hecke. Dennoch hielt es den schwierigen Grübler nur wenige
Jahre hier, denn die kleinbürgerliche Existenz mit Haus und Garten und Familie und
zugleich so arm an Anregung von außen langweilte ihn zusehends. So brach er im Herbst
1911 zu einer ausführlichen Asienreise auf und ein Jahr später verkaufte er das Anwesen
an eine Gärtnerin.
2003 aber drohte diesem Original-Hessehaus der Abriss, nachdem man zugunsten einer
Wohnbebauung sogar den Denkmalschutz aufgehoben hatte. Das war die Stunde der
Diplombiologin Eva Eberwein, deren Großeltern den Literaturnobelpreisträger noch
persönlich gekannt hatten: sie erwarb das alte Haus mit dem verwilderten Garten und
restaurierte alles im ursprünglichen Stil. Inzwischen kann man den idyllischen einstigen
Dichterwohnsitz nicht nur besichtigen, die einstige Managerin hat nun auch ein Buch dazu
verfasst.
Der Garten von Hermann Hesse. Von der Wiederentdeckung einer verlorenen Welt
lautet der Titel und ebenso lebendig wie einfühlsam schildert sie darin Hesses Arbeit am
und im Garten, sein Wirken in diesen Jahren wie auch ihre Beweggründe, alles wieder so
herzurichten. Der renommierte Fotograf Ferdinand Graf von Luckner hat dazu großartige
Gesamt- und Detailbilder beigesteuert. Hinzu kommen etliche Privatfotos vom Leben der
Familie Hesse in dem Haus.
Fazit: ein Gartenbuch der besonderen Art, das Gartenliebhaber ebenso begeistern dürfte
wie Freunde der Literatur.
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