MARKUS STROMIEDEL: „ZONE 5“


„Zone 5“ ist der Titel des neuen Trhillers von Markus Stromiedel und er führt in ein Europa und in die Stadt Köln etwa im Jahre 2060. Die Stadt ist beispielgebend für die krassen Verhältnisse mit ihren Zonen. In der ersten und der zweiten leben die Privilegierten mit modernsten Errungenschaften innerhalb der streng bewachten Mauern.
Man vergnügt sich und ständig strömen tausende von ebenso privilegierten Besuchern in gepanzerten Zügen herbei, um den „Schwarzen Dom“ zu besichtigen. Zone 3 umfasst in etwa das gesamte rechtsrheinische Köln und dient ausschließlich als riesige Produktionsstätte der MIC. Dieser Medical Ind Corporation gehört allerdings nicht nur dieses Industrieareal sondern quasi die ganze Stadt. Ihre Arbeiter aber leben unter ebenso erbärmlichen Drittweltbedingungen wie der Rest der rund zwei Millionen Einwohner.
Die Abschottung ist eine totale und das illegale Überschreiten der Zonengrenzen steht unter Todesstrafe. Außer der in die Zone 5, also außerhalb der Stadtmauern. Aber dorthin geht ohnehin niemand freiwillig, denn dort herrscht Wildwuchs mit Banden, Anarchie und Verfall. Zu beginn des Romans setzt Markus Stromiedel jedoch einen Prolog, in dem der Kölner Dom einstürzt und dieser Prolog endet mit der frappierenden Feststellung: „Es war ein guter Tag für Köln.“
Die neun Tage aber bis zu diesem drastischen Ereignis haben es wahrlich in sich und führen auf eine atemberaubende Achterbahnfahrt durch eine bedrückende Gegenwart. Im Mittelpunkt steht mit Alexandra Maria Nolte eine ungewöhnliche Heldin, denn die etwa 25-Jährige wagt sich auf geheimen Wegen illegal aus der Zone 4 in die City. Ihr triftiger Grund: ihre Zwillingsschwester Zoé ist krebskrank und könnte problemlos durch Fluctuasin gerettet werden. Das jedoch gibt es nur für die Privilegierten, während Ärzten wie dem Idealisten Mika in Zone 4 nur einfache, altmodische Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
In der allumfassenden Überwachungswelt voller biometrischer Scanner, die jedes Individuum am eingepflanzten ID-Chip erkennen und verfolgen, gerät Alex schnell in die Fänge der ESS und nur das spontane Eingreifen des privilegierten Rechtsanwalts David Bachmann rettet sie zunächst vor der Todeszelle. Doch nur kurz, denn die Vorkehrungen der seit den Energiekriegen ausgerufenen Notstandsgesetzen sind nahezu perfekt.
Paralle kommt es zu einem folgenschweren Gespräch zwischen Syd Mohan Chandran, dem Chef der MIC, der in Paris im ehemaligen Präsidentenpalais residiert. Zu ihm kommt der Wissenschaftler Uwe Rosner und eröffnet ihm untzer extremer Geheimhaltung, seine kleine Gruppe habe im Kölner MIC-Labor einen absolut bahnbrechenden Fortschritt für ein Mittel erzielt, das Krebs gänzlich abbaue. Was Chandran insgeheim sehr missfällt, würde es doch die aktuellen gigantischen Profitbringer überflüssig machen.
Zu den wenigen Zeugen dieser Neuerung gehört Marc Ferris, engster Mitarbeiter des extrem misstrauischen Chandran. Er weiß, dass sein Chef einen „Aufräumer“ auf Rosner ansetzt, niemand aber weiß, dass Rosner wegen der Brisanz seiner Erfindung eine Kopie an einem unmöglichen Ort versteckt und schließlich den Häschern auf dramatische Weise entkommt. Im Gegensatz zu Alex, die in ihrer Zelle der Todesstrafe entgegensieht.
Allerdings setzt David Bachmann verzweifelt alle Hebel in Bewegung, um sie aus der aussichtslosen Lage zu retten. Sein neuer Arbeitgeber, der einst von ihm noch veehrte Anwalts-Guru Dr. Schoop, scheint zunächst nichts als eine heruntergekommene Enttäuschung zu sein. Doch im Zuge der wildbewegten Ereignisse ändern sich einige Beziehungen auf faszinierende Weise und nun kommt selbst der seit Jahren autokratisch herrschende europäische Präsident ins Spiel.
Dieser Henry Laftmann hatte einst angesichts der immer extremeren Folgen des Klimawandels mit der Einführung der drakonischen Notstandsgesetze die totale Macht an sich gerissen und auch die Zonierung eingeführt. Derzeit bemüht er sich bei aller Härte jedoch um die Wideraufnahme Europas in den Bund Demokratischer Allianzen. Nun aber bricht aus einem völlig unerwarteten Winkel die große Krise für ihn aus und er muss erkennen, was lange inoffiziell klar war: die wahre Macht üben seit langem die fünf globalen Konzerne aus, unter ihnen die MIC.
Das Schicksal von Alex und ihren Freunden aus Zone 4 wie auch das von David Bachmann – und selbstredend des selbstherrlichen Präsidenten – entlädt sich schließlich in einem unglaublich dramatischen Wirbel bis zu dem eingangs anvisierten Einsturz des Kölner Doms. Die Stadt spielt im Übrigen im Gegensatz zur Zone 5 eine zentrale Rolle und das mit exzellentem Lokalkolorit.
Das Alles ist mitreißend geschrieben mit brillanter Dramaturgie und einer Szenerie vor Ort und in der Zeit, die einfach grandios zu nennen ist.
Die Charaktere sind stark gezeichnet und am Ende dieses fulminanten Thrillers bleiben zwei Dinge zu wünschen: einerseits das beklemmende Gefühl über viel Realismus in dieser Zukunftsvision und andererseits der dringende Wunsch nach einer Verfilmung („Blade Runner“ z.B. lässt grüßen!).

# Markus Stromiedel: Zone 5; 460 Seiten, Klappenbroschur; Droemer Verlag, München;

€ 14,99


WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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