JUDITH KLINGER: ROBIN
HOOD
Kein anderer Gesetzloser erfreut sich einer solchen Heldenverehrung wie Robin Hood. Der
Vogelfreie aus dem nordostenglischen Sherwood Forrest nach anderen Überlieferungen
vom nördlicheren Waldgebiet von Barnsdale steht für Ideale von Freiheit und
Gerechtigkeit.
In zahllosen Geschichten, Romanen und Verfilmungen führten seine Werdegänge immer wieder
zu der Legende vom Räuber, der Reiche ausnimmt und seine Beute an die Armen verteilt. Wer
aber Robin Hood wirklich war und ob es ihn überhaupt als Person gegeben hat, darüber
streiten sich bis heute viele Gelehrte nicht nur in Großbritannien. Eine
wissenschaftliche Studie legt jetzt auch die Potsdamer Mediävistin Judith Klinger unter
dem Titel Robin Hood. Auf der Suche nach einer Legen vor.
Ob Robin selbst, Lady Marian, Bruder Tuck oder Little John, die Wissenschaftlerin geht gut
einem Dutzend Varianten dieses übergroßen Mythos um den berühmten Bogenschützen mit
dem grünen Wams und dem fidelen Hütchen nach. Seit dem Mittelalter entstanden die
Überlieferungen, wobei ihr die im 15. Jahrhundert entstandenen Balladen als die besten
Quellen erscheinen. Die mutmaßliche Lebenszeit Robin Hoods lag allerdings eher im 13.
Jahrhundert, denn einerseits kommen in sämtlichen Erzählungen keinerlei Schusswaffen
vor, dagegen gleich mehrere Hinweise auf Könige namens Edward aus ebendieser Zeit. Oder
aber die historisch echte Legende Richard Löwenherz, der 1299 verstarb.
Klinger geht auch auf spätere Dichtungen wie die Dramen von Anthony Munday um 1599 ein,
der Robin Hood eine adelige Abkunft als Robert, Earl of Huntingdon unterlegt,
während Andere ihn als den Adelssprössling Robin of Loxley verewigten. Als
geradezu romanhaft spannend erweist sich insgesamt der Weg dieses trotz der überaus
fraglichen Existenz vom Räuberhauptmann bis zur glorreichen Volksheldenfigur der
englischen Nation.
Wie Robin Hood zum Nationalhelden und seit fast 100 Jahren weltweit durch immer neue
Verfilmungen zu einer Art Popstar wurde Judith Klinger hat es präzise untersucht
und verstanden, die vielfältigen wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso sachlich wie
unterhaltsam darzulegen. Ein Rätsel aber konnte auch sie nicht lösen: wer Robin Hood
wirklich war, wenn es ihn denn je gab. Um so erfreulicher ist der aufschlussreiche Anhang,
der unter anderem eine vollständige Filmographie und eine Fülle von Querverweisen
bietet.
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