TILMAN
SPRECKELSEN: KALEVALA
Das Kalevala ist das finnische Nationalepos und seine Bedeutung als Grundlage eines
eigenen finnischen Staatsgedanken ist ungleich größer als das anderer Länder. Es war
einst Elias Lönnrot, der auf Wanderschaft in die entlegene Wildnis Kareliens ging, um die
Weisen der legendären Kantele-Sänger und ihrer Runenlieder zu sammeln. 1835/36 legte er
die beiden Bände unter dem Titel Kalevala vor.
Lönnrot war überzeugt davon, dass all diese Lieder einst ein zusammenhängendes Epos
waren. So fügte er sie zu einem ebenso deftigen wie fantasiestrotzenden Langgedicht
zusammen mit 22795 Versen in 50 Gesängen immerhin rein mengenmäßig doppelt so
groß wie Homers Odyssee. Lönnrots Werk wurde ein überwältigender Erfolg
und gewissermaßen der Beginn einer eigenständigen finnischen Schriftkultur.
Die Geschichte des Epos reicht von der Erschaffung der Welt durch die Wassermutter über
die wild bewegte heidnische Frühzeit bis zur Christianisierung des Landes. Helden und
Übeltäter tummeln sich da vom Sänger Väinamöinen und seinem Gefährten Ilmarinen, vom
leichtsinnigen Lemminkäinen bis zur Hexe Louhi. Es geht um den Sampo, eine Art Heiliger
Gral, und immer wieder um Zaubersprüche und die Errettung Kalevas.
Diesem gewaltigen Volksepos sind nun der Publizist Tilman Spreckelsen und die
Illustratorin Kat Menschik vor Ort nachgegangen. 2011 reisten sie auf Lönnrots Spuren bis
in die unwegsamen Regionen des heute wieder russischen Kareliens. Jetzt legt der Autor
seine ProsaNacherzählung unter dem Titel Kalevala. Eine Sage aus dem Norden
vor und macht es dem heutigen Leser damit um einiges leichter, die verwegenen Erzählungen
zu verstehen. Kunstvolle Illustrationen und die bibliophile Aufmachung machen dieses Werk
zu einem Schatz für jede anspruchsvolle Büchersammlung.
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