KATHY REICHS: "TOTENGELD"


Als der forensischen Anthropologin Tempe Brennan die Leiche einer jungen Frau zur Begutachtung vorgelegt wird, erkennt sie gleich, dass sie offenbar nicht versehentlich mit einem Auto getötet wurde. Eine Unbekannte und der einzige Hinweis durch eine Scheckkarte eines gewissen John-Henry Story führt auch nicht weiter, denn der wurde vor einigen Monaten umgebracht.
Damit und mit allerlei privaten Misshelligkeiten beginnt "Totengeld", der mittlerweile 16. Tempe-Brennan-Roman von Kathy Reichs, die selbst denselben Beruf ausübt und einmal mehr zeigt, wie exzellent sie aus ihren Spezialkenntnissen und einigen brennenden Themen unserer Zeit eine hochspannende Geschichte zu kreieren versteht. Und es sei vorweg gesagt: mit diesem Roman hat sie zu alter Klasse zurückgefunden.
Während Brennan sich außerdem mit eingeschmuggelten mumifizierten Artefakten befassen muss und sich zugleich auch aus ihrem Gerechtigkeitsempfinden heraus intensiver in den Fall der namenlosen Toten einbringt, als ihr gut tut, läuft privat ebenfalls einiges unrund. Noch-Ehemann Pete nervt wegen der Scheidung, weil er dringend eine andere Dame heiraten will, Tempes zeitweiliger kanadischer Liebhaber Ryan dagegen ist aus unerfindlichen Gründen nicht erreichbar.
Zu allem Frust hat sich auch noch Tochter Katy zur Army gemeldet und wurde prompt nach Afghanistan entsandt. Um so bereitwilliger geht Tempe deshalb auf eine Anforderung der Streitkräfte ein, wegen eines Gerichtsfalles gleichfalls in das vom Krieg zerrissene Land zu reisen. Sie soll zwei Leichen afghanischer Zivilisten exhumieren, denn ein Leutnant der Marines steht unter dem Verdacht, die unbewaffneten Männer ohne Not erschossen zu haben. Das Wiedersehen mit Katy ist knapp, stattdessen gerät Tempe auf dem Friedhof bei der Exhumierung in Lebensgefahr.
Aber auch das Gerichtsverfahren wird zu einer Nervenprobe, wie überhaupt nichts in diesem Roman so ist, wie es zunächst erscheint. Ob Afghanistan-Einsatz, Menschenhandel oder Zwangsprostitution, die brennenden Probleme sind ebenso gut recherchiert wie klug eingebaut. Und wenn die verschiedenen Handlungsstränge auch lange scheinbar unzusammenhängend sind - wie Kathy Reichs sie schließlich ebenso überraschend wie überzeugend zusammenführt, das ist meisterhaft gelungen. Fazit: ein hervorragendes Stück Spannungsliteratur.

# Kathy Reichs: Totengeld (aus dem Amerikanischen Klaus Berr); 445 Seiten; Karl Blessing Verlag, München:  € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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