CHRISTIAN von DITFURTH:"EIN MÖRDER KEHRT HEIM"

Nach dem wenig heldenhaften und dennoch hochspannenden Historiker Stachelmann als Ermittler in politischen Kriminalfällen hatte Erfolgsautor Christian von Ditfurth mit der Okerstraßen-WG aus Berlin-Neukölln erneut Ermittler geschaffen, die ihresgleichen im deutschen Krimi-Genre suchten.

Nun dürfen die drei Alt-68er zum dritten Mal ran, genauer gesagt, stolpern sie bei "Ein Mörder kehrt heim" eher in einen verzwickten Fall. Der aber entgegen erstem Erleben anscheinend nicht wirklich einer zu sein scheint, denn der vermeintlich ermordete Georg Westreich ist verschwunden, als die Polizei am Tatort eintrifft. Dorthin hatte die attraktive Anja den angegrauten Matti Jelonek gelotst, der prompt massiven Ärger mit seinem alten Widersacher Hauptkommissar Schmelzer bekommt.

Anja hatte sich an Matti gewandt, weil der in den wilden RAF-Zeiten mit Westreich befreundet war. Dieser Westreich war später einer der wenigen RAF-Terroristen, den die geballte Staatsgewalt nie packen konnte. Und - er soll angeblich Anjas Erzeuger sein, wie diese erst jetzt erfahren hat. Ex-Student und Taxifahrer Matti versucht natürlich zu helfen und verknallt sich zudem heftig in die 42-Jährige. Tatsächlich macht er hautnahe Fortschritte, als die zwischendurch von einem Unbekannten Attackierte vorübergehend in die WG einzieht.

Wo sie die recht kauzige Idylle dieser Altlinken und früheren "Kampfgenossen" schon einigermaßen durcheinanderbringt. Der bullige Twiggy hat da ebenso seine Probleme wie das dürre Dornröschen, die ja viel wacher im Kopf ist als sie scheint. Zu den schrägsten Ritualen gehören wie zuvor schon die Freitagabende mit Dosen-Ravioli, Mau-Mau-Spielen und einem gepflegten Joint.

Alles gerät aber noch mehr durcheinander, als erst Anja verschwindet und dann die Polizei nicht nur nun doch noch an den Mord an Westreich glaubt, sondern auch noch Matti als seinen mutmaßlichen Mörder feswtnimmt. Nun sind Dornröschen und Twiggy gefordert, damit ihr Freund nicht in den Händen der auch jetzt noch herzhaft ungeliebten Staatsmacht vermodert. Und so lassen sie ihre alten Verbindungen spielen.

Jenseits der Legalität, dafür um so gefährlicher, wie sich schnell herausstellt. Nicht nur, dass sich Westreich als in Wirklichkeit sehr lebendig und noch immer aktiv erweist, wie schon zu RAF-Zeiten gibt es einige sehr unselige Verbindungen zur Stasi und in das starke Finale um einen sehr speziellen Coup sind ehemalige DDR-Kader unmittelbar involviert.

Natürlich spielen beim bekennenden Linken von Ditfurth neben den desillusionierten Alt-68ern und Links-Nostalgikern auch braune Umtriebe eine Rolle. Der wieder in Berlin lebende Autor zeichnet allerdings nicht nur hinreißende Typen und sehr glaubhafte Befindlichkeiten, durch viel Zeit- und Lokalkolorit wirkt der Roman auch absolut authentisch.

Fazit: wer nicht gar zu verbiestert nur auf Recht und Ordnung fixiert ist, findet hier ein herrliches Lesevergnügen mit viel "Berliner Schnauze", manch knorrigem Hauptstadthumor und einer Geschichte, die unbedingt verfilmt gehört.

 

# Christian von Ditfurth: Ein Mörder kehrt heim; 362 Seiten; Klappenbroschur; carl's books, München; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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