CHRISTOPHER BROOKMYRE: "DIE HOHE KUNST DES BANKRAUBS"

Das Schmunzeln vergeht Kunden und Angestellten einer Glasgower Bank schnell, als fünf fröhliche Clowns in die Schalterhalle tänzeln, denn plötzlich ziehen sie Waffen und verkünden einen Überfall. Allerdings sind sie so rücksichtsvoll, Kinder, Alte, Schwangere und Kranke freizulassen.

Ein solcher Clowns-Überfall scheint nicht ganz neu in der Literatur, bei Christopher Brookmyre aber bekommt das ganz andere Dimensionen, schließlich heißt der Titel "Die hohe Kunst des Bankraubs". Tatsächlich benehmen sich die Clowns völlig ungewöhnlich, denn einige von ihnen bereiten den Geiseln beruhigende Entspannung mit einem Kunst-Quiz und der Vorführung von Becketts "Warten auf Godot".

Einer Geisel gelingt es jedoch, die Polizei zu verständigen, die im Nu anrückt. Dabei ist auch Deputy Inspector Angelique de Xavia, gerade erst genesen von ihrem letzten Fall mit einem Anti-Terroreinsatz (im vorhergehenden Roman!) und jetzt ist die Kriminalistin mit dem Migrationshintergrund gleich doppelt sauer über den Einsatz: erstens ist dies ihr 30. Geburtstag und zweitens verpasst sie deswegen das aktuelle Spiel ihrer heiß geliebten Glasgow Rangers. Und nun soll sie sich auch noch in die Bank schleichen, um Abhörgeräte dort anzubringen.

Was prompt schiefgeht, weil sie auf den Anführer der Räuber trifft und - sich sofort in Augen und Stimme dieses ebenso charismatischen wie intelligenten Zal verliebt. Täter und Verfolger kommen voneinander nicht mehr los, doch das Ganze hat weitaus tiefgründigere Dimensionen, während andererseits das völlig unblutige Verbrechen selbst die Polizei angesichts der genialen Durchführung nur staunen lässt. Dabei ist es sogar nur der Auftakt für einen noch raffinierter geplanten riesigen Kunstdiebstahl.

Mehr aber sei weder vom kriminellen Geschehen noch von der unmöglichen Liebesgeschichte zwischen knallharter Polizistin und charmant-intellektuellem Gangster verraten. Ohnehin führt der Autor den Leser immer wieder auf falsche Fährten und bietet hinreißende Wendungen auf, die das spannende Geschehen zu einem großartigen Krimigenuss samt Angriffen auf die Lachmuskeln machen.

Die Sprache ist dabei deftig mit vielen knackigen Dialogen und selbst der seltsame Einstieg mit einem ominösen Vortrag über die Ökonomie des Blowjobs erweist sich am Ende durchaus nicht als schräges Ablenkungsmanöver sondern als sinnvoll ausgeklügelt.

Wirklich verwunderlich erscheint bei den Qualitäüten dieses Autors nur, dass dieser feine Krimi erst jetzt mit zehnjähriger Verspätung auf Deutsch erscheint. Das lässt aber gleichwohl hoffen, denn Brookmyre hat noch über ein Dutzend weitere Romane in petto.

 

# Christopher Brookmyre: Die hohe Kunst des Bankraubs (aus dem Englischen von Hannes Meyer); 383 Seiten, Klappenbroschur; Galiani Verlag, Berlin; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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