CLAUDIA RUSCH: "ZAPOTEK UND DIE STRAFENDE HAND"

Nach mehreren Büchern aus ostdeutscher Erinnerung legt Claudia Rusch nun erstmals einen Krimi vor. "Zapotek und die strafende Hand" lautet der Titel, doch auch er spielt dort, wo die Autorin einst aufgewachsen ist, nämlich an der Mecklenburgischen Küste. Zugleich stellt der Titel die Hauptfigur vor, einen Kriminalhauptkommissar beim Landeskriminalamt Hamburg.

Dieser Mittvierziger steigt aber soeben in ein Sabbatjahr ein, um der drohenden Midlife-Crisis per Einhandsegler zu entkommen. Statt ins Nordmeer geht es jedoch erstmal dorthin, wo er nach seiner verwegenen Flucht aus der DDR nie mehr hinwollte: in das Dorf Klokenzin bei Stralsund. Dort steht sein Elternhaus, das er längst verlaufen wollte. Nun hat sich Ingo Scheel, sein Mieter, der dort quasi seit Jahren eingehütet hatte, erhängt. Möglicherweise ausgelöst wiederum durch dem Tod seines Vaters, der in der nahen Bootsbauerei von Hermann Klöver durch einen Arbeitsunfall umkam.

Gleich zwei Todesfälle, die Zapotek irgendwie misstrauisch machen, und dann wird in der zweiten Nacht nach seinem Erscheinen auch noch in das alte Junkerhaus eingebrochen, aber offensichtlich nur das Schlafzimmer Ingos durchwühlt. Natürlich beginnt Zapotek unverzüglich zu ermitteln, ganz inoffiziell. Trotzdem reagiert vor allem Klöver ausgesprochen aufgebracht. Mindestens ebenso wichtig für den raubeinigen Ermittler Zapotek ist allerdings, dass er nicht nur auf einen Widerling aus der Zeit trifft, als er sich bei Nacht und Nebel davonmachte. Das nämlich hatte damals seine Jugendliebe Ulrike schwer getroffen und genau ihr begegnet er nun wieder.

Im Nu knistert da etwas nie ganz Verlorenes, wie ohnehin im Mittelpunkt vor allem die Menschen, das Zwischenmenschliche und die alte Heimat des Kommissars stehen. Wie auch die typischen Eigenheiten der Einheimischen eine wichtige Rolle spielen. So sind es diese Feinheiten samt den starken Charakteren, die aus diesem eher ruhig erzählten und angenehm unblutigen Krimi einen hervorragenden Regionalroman machen.

Zugleich überzeugt dieser eigensinnige und zuweilen scharfzüngige Ermittler so, dass man den Untertitel mit Freuden registriert, denn der bezeichnet das hier Erzählte als "Der erste Fall".

 

# Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand. Der erste Fall; 287 Seiten, Klappenbroschur; mareverlag, Hamburg; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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