ALEXANDER MAKSIK: "seinodernichtsein"

Als Will Silver an die International School of France in Paris kommt, wird er mit seinem unkonventionellen Literaturunterricht, aber auch dank seiner charismatischen, jungenhaften Art schnell der Typ Lehrer, den die Jungen bewundern und die Mädchen anhimmeln.

So wie er diese Kinder reicher Leute begeistert, denkt man alsbald ein wenig an den "Club der toten Dichter". Doch der Debütroman von Alexander Maksik unter dem Titel "seinodernichtsein" lässt den Helden ausrutschen und zum Feigling werden und davon erzählen in einem gekonnten Wechselspiel der Schüler Gilad, Will Silver selbst und Marie de Cléry, die nicht mal zu Wills Schülern gehört, jedoch zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird.

Mit 33 ist Will noch jung genug, um am Schluss des Schuljahres zur Graduation-Party eingeladen zu werden, die im feinen Apartment einer der Eltern seiner Schüler stattfindet. Dort ergreift Marie, eine Klasse unter der von Will und eng befreundet mit der forschen Ariel aus seinem Literaturkurs, die Initiative beim Tanzen und drängt sich aufreizend an ihn. Als sie sich später draußen heimlich küssen, elektrisiert seine sanfte Art sie wie nichts zuvor.

Mehr passiert zunächst nicht, allerdings fragt sie den ebenfalls stark beeindruckten Will nach seiner Telefonnummer. Was er jedoch nicht ahnt, ist, dass Marie sehr oft bei Ariel übernachtet und sich in ihrer Begeisterung einfach nicht zurückhalten kann, diese zur Mitwisserin zu machen.

Während Will mit seinen Helden Camus, Hemingway und Shakespeare die Faszination seiner Schüler gewonnen hat und insbesondere Gilad ihn mehr als nur bewundert, kann der so idealistisch auftretende Meister der geschliffenen Dialoge und funkelnden philosophischen Gedanken den Verführungskünsten der ebenso verliebten wie noch unsicheren Marie nicht widerstehen.

Es knistert und Maksik versteht es, diese erotischen Begegnungen ungekünstelt ohne jede Derbheit zu schildern. Der Zauber dieser authentischen Szenen entspringt dabei besonders den bildhaft prägnanten Sätzen, wie ohnehin die klare, teils geradezu nüchterne Sprache diese ja durchaus nicht ungewöhnliche Liebesgeschichte vor Kitsch und Banalität bewahrt. Fast erwartungsgemäß gerät die heimliche Affäre aus dem Ruder, zumal Wills Charisma durch das Mitwissen Ariels auch nach Außen hin unrettbar Risse bekommt.

Das Alles lebt von der subtilen Spannung, die vor allem auf dem Wechsel der Erzähler beruht, die manche Passagen wiederholen, durch ihre eigene Darstellung aber für fesselnde neue Nuancen sorgen. Fazit: ein feines Lesevergnügen, das gekonnt mit Gefühlen aber auch mit viel Literatur und Fragen des Lebens jongliert.

 

# Alexander Maksik: seinodernichtsein (aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence); 301 Seiten; Droemer Verlag, München; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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