CARL HIAASEN: "STERNCHENHIMMEL"

Carl Hiaasen hat wieder zugeschlagen, so schreiend komisch, bissig und absurd, wie es seine vielen Fans lieben. "Sternchenhimmel" heißt der jüngste Roman und das Sternchen ist Cherry Pye, ehemals gut für Millionenkäufe anzüglicher Popsongs, die sie mit viel Technik und ziemlich talentfrei vortrug.

Nun wird das Geld knapp und ihre Entourage, allen voran die ebenso raffgierigen wie skrupellosen Eltern, arbeitet an einem Comeback der 22-Jährigen in ganz großem Stil. Bleibt nur das Problem Cherry selbst, denn die glänzt ja nicht nur durch Dämlichkeit sondern droht die teure Aufbauarbeit durch ihre hemmungslose Gier nach Sex und Drogen zu ruinieren. Da hilft nur eines, ein Körperdouble, das bis zum Tournee-start für allerlei Vorführeffekte problemlose Cherry-Auftritte vorgaukelt.

Zu dumm nur, dass diese Ann - übrigen so ziemlich die einzige "Normale" in diesem Haufen realsatirischer Irrer der Show-Branche - so echt erscheint, dass Bang Abbott, ein besonders skrupelfreier Paparazzo, sie entführt. Sein bestechend logischer Plan: Cherry ist so was von labil und randexistent, dass sie Comeback und Tournee maximal bis zum Jahresende überleben wird. Also will er ein intimes Fotoshooting mit dem Sternchen, um nach ihrem Ableben für die Fotos abzukassieren.

Für Ann läuft nun der aus Vorgängerromanen bekannte Öko-Krieger Skink zu Hochform auf, der ja einst Vize-.Gouverneur von Florida war und seinen Kampf gegen all die geldgierigen Entwickler vom Sumpf aus betreibt. Doch auch Cherry hat ihren beschützenden Helden der besonderen Art, den man bereits kennt: Chemo, der nach Killer- und Maklerkarriere derzeit umständehalber als Bodyguard arbeitet. Seinen abgebissenen Unterarm hat er übrigens inzwischen statt mit einer Kettensäge mit einem Rasentrimmer als Prothese ausgestattet.

Was sich aus dieser Konstellation entwickelt, ist erwartungsgemäß bitterböse, schwarzhumorig getränkt mit viel Situationskomik und eine giftige Satire auf das Gewese um Starruhm und hohlköpfige Show-Größen. Fazit: nichts für Ästheten und Feingeister, dafür ein saukomischer respektloser Spaß.

 

# Carl Hiaasen: Sternchenhimmel (aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger); 398 Seiten, Klappenbroschur; Manhattan Verlag, München; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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