JOY FIELDING: "DAS HERZ DES BÖSEN"

Eigentlich wollte Valerie Rowes ihren 40. Geburtstag mit Freunden in einem Luxushotel feiern und sich angesichts ihrer verpfuschten Ehe ein wenig verwöhnen lassen. Stattdessen lässt sie sich - wohl auch mit uneingestandenen leisen Hoffnungen - von ihrem Noch-Ehemann Evan dazu überreden, seine neue Flamme Jennifer sowie die gemeinsame Tochter Brianne zu einem Wochenende in einer Luxusherberge in der Wildnis der Adirondack Mountains zu bringen.

Mit diesem etwas ungewöhnlichen Einstieg beginnt "Das Herz des Bösen", der jüngste Krimi der kanadischen Erfolgsautorin Joy Fielding, der diesmal in der deutschen Fassung seine Weltpremiere feiert. Und wie üblich entwickelt sich zunächst ein Personaltableau ohne große kriminelle Spannung. Dafür knistert es mächtig zwischen Valerie und dieser deutlich jüngeren Jennifer, zumal Evan vorerst aus beruflichen Gründen verhindert ist, ebenfalls zu kommen.

Doch Valerie hat einen mindestens ebenso haariges Problem mit Tochter Brianne, denn die 16-jährige Göre versteht sich reichlich gut mit Jennifer, ist ansonsten aber gegen alles und gegen Mutter sowieso. Nach der ersten Nacht aber, die Valerie nach der langen Anfahrt auch in dem Hotel verbringt, bricht für die zusätzlich von der egoistischen Schwester und der versoffenen Mutter genervte Valerie das Chaos aus, denn Biranne ist spurlos verschwunden.

Zwar liegt es ziemlich nahe, dass das Früchtchen nur dem Drängen ihrer Hormone nachgegeben hat, doch allmählich schält sich heraus, dass es hier in den dichten Wäldern eine unheimliche und noch immer nicht aufgeklärte Mordserie gegeben hat. Und nun wird auch ein Hotelgast vermisst und schon gerät das Geschehen in Schwingungen, die sich nach und nach zu einem hochspannenden Finale steigern.

Dass dabei ein durchgeknallter junger Mann gemeinsam mit einer 17-jährigen psychisch labilen Schlampe ein ganz übles Spiel treibt, müssen dabei noch einige der Protagonisten auf schlimme Weise am eigenen Körper erleben - und dieser Krimi ist recht blutig. Manches mag da nicht so sehr lebensnah sein, doch die typischen Qualitäten von Fielding-Krimis kommen voll zum Tragen. Fazit: vielleicht nicht der beste Roman dieser Autorin, aber auch dank der hervorragenden Dramaturgie und der wie stets gut gezeichneten Charaktere immer noch ein überdurchschnittlicher Krimi.

 

# Joy Fielding: Das Herz des Bösen (aus dem Amerikanischen von Kristian Lutze); 384 Seiten; Goldmann Verlag, München; € 21,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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