TOM SHARPE: "HENRY HAUT AB"

Henry Wilt ist zurück! Zum fünften Mal lässt Humor-Altmeister Tom Sharpe seinen phlegmatischen Tolpatsch in den Schlamassel geraten, wider Willen und ziemlich unverschuldet. Zwar hat es der einstige Berufsschullehrer inzwischen bis zum zweitrangigen Universitätsdozenten gebracht und soeben wurde seine unbedeutende Stelle vor Streichversuchen gerettet, doch wahres Ungemach steht ihm trotzdem bevor.

"Henry haut ab" lautet der Titel der neuen unfreiwilligen Abenteuer des geplagten Schlappis. Ehefrau Eva ist immer noch die dominante Xantippe, zusätzlich aber sind die Vierlingstöchter zu Jung-Teenagern herangewachsen, wie man sie seinem ärgsten Feind kaum in die Familie wünschen würde. Die skrupellosen Bälger besuchen auf Mutters Geheiß ein viel zu teures Internat und sorgen da mit tückischen Scherzen für groben Ärger.

Während dort bereits gegrübelt wird, wie man diese Teufelsbrut wieder loswerden könnte, hat Eva eine ideale Idee aufgetan, um die hohen Schulkosten aufzufangen: in den Sommerferien soll Henry dem Sohn von Lady Clarissa Gadsley Nachhilfe geben, damit dieser dümmliche Rotzlöffel es doch noch nach Oxford schafft. Henry gibt sein Sträuben schnell auf, als er die sinnenfrohe Lady kennenlernt, Eva dagegen denkt nicht nur an das fürstliche Honorar sondern auch an das Cottage auf dem Landgut, in dem sie und die Töchter derweil wohnen können.

Sir George Gadsley, zweiter Ehemann der triebhaften Lady, ebenso reich wie unsympathisch, hasst Stiefsohn Eddy ähnlich heftig wie er alles Fette liebt, entsprechende Damen inklusive. Henry gerät mitten hinein in den ätzenden Rosenkrieg des ungleichen Paares und muss obendrein erkennen, dass Eddy absolut bildungsrestent ist und stattdessen lieber mit den großkalibrigen Waffen des Alten auf die Pirsch geht.

Eva Wilt bekommt überraschend viele Probleme, doch das geht Lady Clarissa mit ihrem grantigen Erbonkel wie auch mit Ehemann und Sohn ähnlich, die Vierlinge mischen nicht nur ihre Schule auf und wenn es am Ende zwei Tote gibt, ist Henry mal wieder der vorrangig Verdächtigte. Das Alles strotzt vor bösen Pointen, viel schwarzem britischen Humor und die Grenzen des guten Geschmacks werden immer wieder herzhaft ignoriert.

Das hat zwar nicht mehr ganz den berstend anarchischen Charme der ersten Wilt-Romane, ein schräges Vergnügen für Leser mit einer Ader für ungenierte Satire bietet es jedoch allemal und absolut filmreif ist es ohnehin.

 

# Tom Sharpe: Henry haut ab (aus dem Englischen von Sigrun Zülke); 316 Seiten; Goldmann Verlag, München; 17,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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