DEON MEYER: "ROTE SPUR"

Deon Meyer ist als Autor hochspannender Krimis längst weit über seine südafrikanische Heimat hinaus berühmt. Mit dem neuen Roman "Rote Spur" aber überbietet er sich noch bei weitem, zugleich stellt dieser brillant aufgebaute Thriller eine Herausforderung für anspruchsvolle Leser dar.

Gleich drei Erzählstränge werden hier angelegt und sie scheinen zunächst kaum etwas miteinander zu tun zu haben. Es beginnt im Sommer 2009 mit Aktivitäten einer Islamistengruppe, die die PIA (Presidentiual Intelligence Agency) mit großer Unruhe verfolgt. Der Geheimdienst befürchtet, dass sich da etwas zusammenbraut für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 im Lande. Dann springt das Geschehen zu Milla Strachan Lombaard, frustriert von garstigem Ehemann und aufsässigem Sohn.

Die 40-Jährige bricht aus und sucht einen Job als Journalistin. Als sie fündig wird, entdeckt sie jedoch bald bei aller Geheimniskrämerei, dass es die PIA war, die sie angeheuert hat. Etwa zur gleichen Zeit und anderen Ortes wiederum begegnen wir wieder Lemmer, dem knanlharten Bodyguard aus früheren Romanen Meyers. Als Ich-Erzähler schildert dieser, wie er sich auf einen illegalen Auftrag einlässt, als eine Tierärztin zwei schwarze Nashörner aus Zimbabwe für einen reichen Farmer ins Land schmuggeln will.

Als der Transport unterwegs überfallen wird, interessieren sich die brutalen Gangster allerdings erstaunlicherweise nicht für die höchst wertvollen Nashörner, vielmehr verlangen sie die Herausgabe einer Fracht, die es aber offenbar in diesem Transport gar nicht gibt. Lemmer rastet dabei folgenreich aus, es wird jedoch deutlich, dass es hier um Diamanten ging, um etwas zu finanzieren. Was das sein könnte, das recherchiert derweil Milla, die inzwischen Lucas Becker begegnet ist. Sie vermutet, dass er als CIA-Agent oder auf eigene Rechnung unterwegs ist.

Als sie auf Unterweltschergen treffen, die anscheinend auf Rechnung von Terroristen arbeiten, sorgt Autor Meyer für die atemberaubendste Überraschung des gesamten Romans. In den dann noch der Ex-Kripomann Matt Joubert hineinwirkt, zunächst aber ohne direkten Anknüpfungspunkt. Der frustrierte Ermittler arbeitet jetzt als Privatdetektiv für eine große Sicherheitsfirma. Bei seinem ersten Auftrag soll er Tanja Flints Ehemann suchen. Der als untadelig geltende Geschäftsmann ist verschwunden und Joubert findet heraus, dass er sich offenbar mit mächtigen illegalen Organisationen eingelassen und sich Ärger mit ihnen eingehandelt hat.

Noch näher auf die einzelnen Erzählebenen einzugehen, verbietet sich von selbst, denn das Alles ist von hoher Originalität und rasanten Wendungen geprägt. Die souveräne Meisterschaft aber eröffnet sich endgültig, wenn die einzelnen Handlungsstränge schließlich absolut stimmig zusammenlaufen. Bis dahin hat Meyer ein raffiniertes Mosaik mit fesselnden Charakteren aufgebaut.

Zur Klasse dieses schnörkellos und lebensnah erzählten Thrillers tragen aber auch die hohe Authentizität und die faszinierenden Eindrücke dieses ebenso schönen wie noch immer von seiner komplexen Vergangenheit zerrissenen Landes bei. Fazit: ein Stück feinster Spannungsliteratur auf hohem Niveau von einem für sich schon spannenden Schauplatz.

 

# Deon Meyer: Rote Spur (aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer); 625 Seiten; Rütten & Loening Verlag, Berlin; 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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