° ANNA SHEVCHENKO: "EIN FATALES ERBE"

Das sogenannte Kosakengold ist mehr als eine Legende und jenen Kosaken-Hetman Polubotok, der es vermutlich hat verschwinden lassen, gab es ebenso wie dessen Begegnung mit Zar Peter dem Großen. Anna Shevchenko hat nun um den Schatz, der angeblich in den Tresoren der Bank von England lagert, einen Thriller geschrieben.

"Ein fatales Erbe" lautet der Titel und in diesem Roman bewegen sich im Jahr 2001 zwei Erzählstränge aufeinander zu. Da ist Kate, die Londoner Anwältin mit den ukrainischen Wurzeln, die im Leichenschauhaus ihren verstorbenen Freund Andrij identifzieren muss. Beide waren sie mit Recherchen nach dem Kosakengold befasst gewesen und nun will Kate unbedingt herausfinden, warum ihr Freund ermordet wurde.

Doch nicht nur sie jagt dem Rätsel dieses Schatzes nach, denn fast zur selben Zeit stößt beim russischen FSB, dem Nachfolger des KGB, Taras Petrenko beim langweiligen Archivdienst auf die Akte N1247, in der wichtige Dokumente fehlen. Als gelernter Historiker ukrainischer Herkunft erkennt der Leutnant sofort: hier geht es um das verschollene Kosakengold und eventuelle Erben. Bei seinem Chef findet er größte Unterstützung, als er zur Recherche nach London reisen will.

Zugleich eröffnet sich die politische Dimension dieses Thrillers, denn Russland kann es gar nicht gefallen, wenn die Ukraine als Rechtsnachfolger der Saporoger Kosaken die auf astronomische Werte erwachsenen Goldmengen erben und damit schlagartig zu einem reichen Land würde - ohne weitere Abhängigkeit von der einstigen Hegemonialmacht. Entsprechend 'kantig' verläuft die nun intensiv einsetzende Suchaktion denn auch.

Deren Verlauf und spannendes Ende hier natürlich nicht verraten werden soll. Allerdings sei vorweg gesagt, dass dieser Debütroman kein Thriller im klassischen Sinne ist, denn die Spannung wird eher subtil aufgebaut und es gibt viele Zeit- und Ortssprünge. So werden immer wieder Ereignisse aus früheren Jahrhunderten eingeflochten, um die historische Legende des Kosakengoldes zu beleuchten. Fazit: ein ungewöhnlicher Roman, hervorragend geschrieben und mit seinem sehr persönlichen Stil ein anspruchsvolles Lesevergnügen.

 

# Anna Shevchenko: Ein fatales Erbe (aus dem Englischen von Sabine Hübner); 347 Seiten; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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