STUART NEVILLE: "DIE SCHATTEN VON BELFAST"

Zwölf Jahre hat Gerry Fegan im berüchtigten Maze Prison abgesessen wegen jener Mordtaten, die man ihm nachweisen konnte. Doch auch jetzt, sieben Jahre nach seiner Entlassung, findet er keine Ruhe, denn die Geister der Toten, die er im Auftrag der IRA umgebracht hat, verfolgen ihn unaufhörlich. Dieses Dutzend von ihm ebenso kalt wie gekonnt abservierter Menschen verlangt nichts weniger als Sühne und da hilft es ihm auch nichts, wenn er sich immer wieder bis zur Besinnungslosigkeit besäuft.

Bis ihm eines Tages in einem Pub der entscheidende Fingerzeig widerfährt, als er Michael McKenna trifft, einst IRA-Kumpel und Mordauftraggeber, jetzt eine große Nummer in der nordirischen Politik. Ihn wollen die geisterhaften Schatten, die Fegan allgegenwärtig und sehr plastisch umringen, tot sehen. Und das ist die Grundidee zu Stuart Nevilles hammerhartem Debütroman "Die Schatten von Belfast" - die Auftraggeber soll Fegan diesmal umbringen, all jene, die wie McKenna längst in Politik und Wirtschaft Nutznießer des sensiblen Friedensschlusses in der Unruheprovinz geworden sind.

Schon nach dem ersten Streich bricht Unruhe aus, denn wer wagt es, jetzt im Frieden einen verdienten IRA-Mann zu töten?! Fegan zieht eine blutige Spur und die Strippenzieher von einst und jetzt fürchten, dass unbekannte Kräfte die alten Konflikte wiederaufleben lassen wollen. Doch sie lassen sich ihre Pfründe nicht kampflos kaputtmachen und auch sie gehen noch immer über jede Leiche, egal, ob schuldig oder nicht.

Glaubhaft baut der selbst in Nordirland geborene Autor die Geister dort ein, wo es Sinn macht, und sie führen Regie, wenn der schuldgeplagte Fegan nun zum terrierhaften Killer der alten Kumpane wird. Wenn er dabei einen Sumpf aus Korruption und Netzwerkerei ins Rotieren bringt, so geschieht dies mit brutal beißender Härte bis hin zum ebenso schmutzigen wie gnadenlosen Showdown. Das ist von rasanter Spannung aber auch von einem zuweilen kaum zu ertragenden Realismus geprägt.

Fazit: ein düsterer Thriller, äußerst ruppig auch im Stil und ganz und gar nichts für Zartbesaitete.

 

# Stuart Neville: Die Schatten von Belfast (aus dem Englischen von Armin Gontermann); 442 Seiten; Verlag Rütten & Loening, Berlin;

€ 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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