DEBORAH KAY DAVIES: "BEDINGUNGSLOS"

"Bedingungslos", der Debütroman der jungen Waliserin Deborah Kay Davies, ist die Geschichte einer fast anonym bleibenden Ich-Erzählerin, die in eine sexuelle Obsession rutscht. Als ihr der attraktive Mister Blond - auch seinen Namen erfährt der Leser nicht - in dem Amt begegnet, in dem sie arbeitet, funkt es auf fatale Weise sofort.

Sie weiß von Anfang an, dass dieser Ex-Knacki nicht gut für sie sein wird, doch es ist ja nur ein rabiater Quicky auf dem Parkdeck, auf den sie sich einlässt. Doch das verunsicherte Sensibelchen hat nicht geahnt, wie sehr sie dieses kleine schmutzige Abenteuer unmittelbar infizieren würde. Unaufhaltsam verfällt sie dem ebenso charismatischen wie sadistischen Liebhaber, der kommt und geht, wie es ihm gefällt, und der ihr offen sagt, dass er ein Mistkerl ist.

Die junge Frau gerät trotz netter Eltern - die jedoch nichts von dem Liebhaber erfahren - und ihrer besorgten Kollegin und Freundin Alison in einen unaufhaltsamen Abwärtsstrudel von verzehrender Sehnsucht, rauem Sex und jämmerlicher Abhängigkeit. Es ist erschreckend, wie ihre Persönlichkeit zerbröckelt, ihr das Leben entgleitet und sie selbst immer übleren Erniedrigungen kaum noch etwas entgegenzusetzen hat. Bis das Geschehen unabänderlich in einen finalen Abgrund taumelt.

Das funkelt bis zuletzt mit messerscharfen Sätzen und schonungslos offenem Erzählen. Nur das Nötigste der Identitäten wird offenbart und doch ist es gerade dieses Nichtwissen um eventuelle seelische Verletzungen aus Kindheit oder Jugend, die das jetzige ohnmächtige Hineintaumeln in diese krankhafte, zerstörerische Obsession so beklemmend macht. Fazit: ein abgründiges Werk über Kontrollverlust, großartig geschrieben, aber nichts für Zartbesaitete.

 

# Deborah Kay Davies: Bedingungslos (aus dem Englischen von Simone Jacob); 217 Seiten; Kein & Aber Verlag, Zürich; € 18,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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