BARBARA GOLDSMITH: "MARIE CURIE"

Noch heute gilt Marie Curie (1867-1934) als die größte Wissenschaftlerin aller Zeiten und sie ist die einzige Frau, die zweimal den Nobel-Preis erhielt, 1903 gemeinsam mit Ehemann Pierre in der Disziplin Physik und 1911 noch einmal für Chemie.

Wie sehr die polnische Mathematikertochter das Forschen zu ihrer Obsession machte und in ihrem schicksalsträchtigen Leben immer wieder zu kämpfen hatte, beschreibt die hervorragend recherchierte Biographie der Historikerin Barbara Goldsmith unter dem etwas missglückten Titel "Marie Curie. Die erste Frau der Wissenschaft". Ihre Kämpfernatur wird bereits aus einer Antwort der Schülerin - damals in Polen noch als Marya Salome Sklodowska - auf eine Zurechtweisung hin deutlich: Wenn ich aber nicht anders kann."

Schon früh zeichnete sich diese Mischung aus Genie, Verbissenheit, aber auch Sensibilität bis hin zu schweren Anwandlungen von Depressionen ab. Es gelingt ihr, in der absoluten Männerwelt von Wissenschaft und Lehre mit 26 Jahren an der Pariser Sorbonne die Prüfung in Physik als Jahrgangsbeste abzulegen. Dem ließ sie den Abschluss in Mathematik folgen, wenngleich diesmal 'nur' als Zweitbeste. Und es folgten die grandiosen Premieren als erste Frau, die in Physik promoviert wurde, als erste Frau, die als Professorin an der Sorbonne ernannt und auch noch in die französische Akademie der Medizin aufgenommen wurde.

Die wahre Bestimmung aber fand sie in der Forschung gemeinsam mit Ehemann Pierre, einem ähnlich obsessiven Wissenschaftler. Die Beiden ordneten der Forschung ihr gesamtes Leben unter und die Biographie zeigt einzigartige Details dieses auf höchst ungewöhnliche Weise sehr harmonischen Paares. Für ihre Untersuchungen, bei denen sie das Radium und das Polonium als neue Elemente entdeckten, setzten sie alles einschließlich ihrer Gesundheit aufs Spiel. Obwohl das Radium zu einem kommerziellen Renner wurde, brachte es den Beiden keinen Wohlstand, weil sie kein Patent darauf angemeldet hatten.

Während die rastlose Wissenschaftlerin auch nach dem Unfalltod Pierres im Jahre 1906 so erfolgreich weiterforschte, dass sie 1911 den zweiten Nobel-Preis entgegennehmen konnte, hatte sie unter ihrer Rolle als herausragende Frau in der Männerdomäne doppelt zu leiden, als ihre intensive Liebesaffäre mit einem verheirateten Kollegen ruchbar wurde. Und die Frau, die durch ihre großartigen wissenschaftlichen Leistungen eine Berühmtheit wie ein Popstar erlangte, zahlte schließlich den Preis für ihre unablässigen gefährlichen Arbeiten mit radioaktiven Substanzen: 1934 verstarb die dauerverstrahlte Wissenschaftlerin an perniziöser Anämie.

Diese Biographie legt das Alles sensibel dar und porträtiert eine einzigartige Persönlichkeit. Einsichten in die Tage- und Notizbücher Marie Curies sorgten dabei für eine fundierte Darstellung und die introvertierte Persönlichkeit wird als Mensch aus Fleisch und Blut und zugleich als faszinierende Ausnahmegestalt erkennbar.

 

# Barbara Goldsmith: Marie Curie. Die erste Frau der Wissenschaft (aus dem Amerikanischen von Sonja Hauser); 256 Seiten, div. Abb.; Piper Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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