CLARE CLARK: „DIE FRANZÖSISCHE BRAUT"

Wenn Clare Clarks nunmehr dritter Roman mit „Die französische Braut" betitelt ist, führt das leicht in die Irre, denn es handelt sich nur bedingt um einen Liebesroman und romantisch oder gar süßlich ist er schon gar nicht. Das liegt sowohl an den Umständen, wie es überhaupt zu einer Beziehung kommt, wie auch an dem ausgesprochen ungemütlichen Schauplatz des Geschehens.

Vor historischem Hintergrund führt die Autorin in das noch wilde, exotische Louisiana-Gebiet, eine riesige Kolonie entlang des Mississippi, in der kaum 200 Soldaten und Kaufleute die Fahne Frankreichs hochhalten sollen. In die Siedlung nahe der heutigen Hafenstadt Mobile/Alabama werden im Jahr 1704 etwa zwei Dutzend vom Bischoff ausgesuchter junger Frauen entsandt, um ihnen völlig unbekannten Männer zu heiraten. Eine von ihnen ist Elisabeth Savaret, ein belesenes Stadtmädchen.

Während einige der anderen Frauen unerfreuliche Überraschungen mit ihren Ehekandidaten erleben – sofern diese nicht bereits krank oder verstorben sind – ist Elisabeth einem Mann versprochen, dem sie umgehend mit Haut und Haaren in Liebe verfällt: Jean-Claude Babelon. Dennoch leidet auch sie unter den entsetzlich primitiven Verhältnissen in dem kleinen Nest, unter dem brutalen feucht-heißen Klima mit seinen Moskitoschwärmen und herbstlichen Hurricanes. Hinzu kommt ein generelles Problem für eine gedeihliche Entwicklung der Kolonie, denn die Siedler sind überwiegend Soldaten oder Handwerker und für die hiesigen Erfordernisse denkbar schlecht ausgebildet und ausgerüstet.

Für Elisabeth aber kommt erschwerend hinzu, dass Jean-Claude sehr oft auf Expeditionen zu den Indianerstämmen unterwegs ist. Unter anderem gilt es, deren Sympathien zu pflegen gegen die feindlichen Engländer, die immer wieder versuchen, die Franzosen zu verdrängen. Elisabeth leidet außerdem unter immer neuen Fehlgeburten, während sie erst viel später erkennt, welch perfides Spiel ihr Mann im Sklaven- und Waffenhandel spielt.

Wichtig in diesem außerordentlich gut recherchierten Roman ist jedoch noch eine weitere Hauptfigur, der junge Auguste, den die Kolonisten im Alter von zehn Jahren beim noch recht archaisch lebenden Stamm der Ouma zurückließen. Dort sollte er bei den „Wilden" deren Gebräuche und Sprachen erlernen. Als er Jahre später in die Siedlung zurückkehrt, pflegt er enge Freundschaft mit dem durchaus nicht ehrenhaften Jean-Claude, verliebt sich jedoch zugleich in die deutlich ältere Elisabeth. Dass sich diese Dreiecksgeschichte zu einer Tragödie entwickelt, kann da kaum verwundern.

Dieser Roman lebt von seinem exzellenten Zeit- und Lokalkolorit aber auch von den hervorragend gezeichneten Charakteren. Das Alles ist zudem gut geschrieben und durchaus fesselnd, gleichwohl erschlagen einen Elend und Hoffnungslosigkeit zuweilen ein wenig.

 

# Clare Clark: Die französische Braut (aus dem Amerikanischen von Bernhard Jendricke und Rita Seuß); 479 Seiten; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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