MARIE N'DIAYE: „DREI STARKE FRAUEN"

Marie N'Diayes Vater stammt aus Nigeria und drei Frauen aus diesem Land hat sie ihren neuen, dreigeteilten Roman „Drei starke Frauen" gewidmet. Der ist so gewaltig gelungen, dass er der jetzt in Berlin lebenden Autorin den renommierten Prix Goncourt einbrachte.

Zunächst geht es um die 40-jährige Norah, Anwältin in Paris, die vom widerwärtigen Vater nach Afrika gerufen wird, um ihren Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Sie leidet unter dem kaltherzigen Alten und bleibt dennoch. So intensiv ihre Eindrücke geschildert werden, so ungewöhnlich wird anschließend Fantas Geschichte von außen beschrieben und hier ist es ausgerechnet der französische Ehemann, der davon berichtet. Der hat sie nach Frankreich geholt, wo sie jedoch statt Glück nur Einsamkeit und Demütigung fand.

Unheimlich und düster sind beide Geschichten von Inhalt und Sprache und sie bersten schier vor beklemmender Seelenanalyse. Um dann jedoch noch vom Schicksal Khadys an Bitternis überboten zu werden. Diese junge Frau durchleidet auf ihrer erfolglosen Flucht auf dem Weg zum verheißungsvollen europäischen Paradies seelische und körperliche Qualen von schier unerträglichen Dimensionen. Das geht durch die ebenso dichte wie souverän beherrschte komplexe Prosa um so tiefer und unentrinnbar unter die Haut.

Bei allem Leiden und aller Düsternis erscheint eines aber dennoch geradezu magisch durch – die unbeugsame Würde dieser trotz allem stolzen afrikanischen Frauen. Das ist Literatur als intellektuelle Herausforderung, schwere Kost, die aber meisterhaft verfasst.

 

# Marie N'Diaye: Drei starke Frauen; 342 Seiten; Suhrkamp Verlag, Berlin; € 22,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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