SEBASTIAN FITZEK: „SPLITTER"

Sebastian Fitzek, absoluter Jungstar des deutschsprachigen Psychothrillers, hat erneut zugeschlagen. Erinnern und Vergessen stehen dabei im Mittelpunkt und einmal mehr hat der Erfolgsautor eine solch packende Geschichte ausgebreitet, dass es unmöglich ist, das Buch vor dem verblüffenden Ende aus der Hand zu legen.

Splitter" lautet der Titel und es geht für den bisher so erfolgreichen Juristen und Sozialarbeiter Marc Lucas ums Vergessenkönnen. Den 32-Jährigen quält ein realer Albtraum, denn bei einem von ihm verschuldeten Autounfall kam seine hochschwangere Frau um, wogegen er selbst nur minderschwere Verletzungen erlitt. Die Tortur danach ließ ihn auf eine Annonce in einem seriösen Magazin antworten, in der Teilnehmer für ein klinisches Experiment zum gezielten Vergessen traumatischer Erlebnisse gesucht werden. Als ihn dann Professor Bleibtreu von der gleichnamigen Psychiatrischen Privatklinik anspricht, lässt sich Marc zunächst darauf ein.

Als er schließlich dennoch einen Rückzieher machen will, weil ihm der Professor einfach zu genau über seine Vita bescheid zu wissen scheint, ist es zu spät: sein Leben scheint völlig aus dem Ruder zu laufen. Sein Handy versagt den Dienst, die Kreditkarten sind gelöscht und sein Wohnungsschlüssel passt nicht mehr. Ja, er meint sogar, die verstorbene Ehefrau Sandra wiedergesehen zu haben. Muss er sich doch dem Experiment unterziehen, das eine bewusst herbeigeführte Amnesie bewirkt und ihn seine Albträume vergessen lässt? Aber hat Professor Bleibtreu nicht auch davon gesprochen, dass quasi die ganze Festplatte des Gehirns gelöscht werde?!

Parallel dazu erfahren wir von Marcs gestörtem Bruder Benny, einem Hypersensiblen mit Suizidneigungen und lebensgefährlichen Problemen, nachdem er gerade aus der Psycho-Klinik entlassen wurde. Während Marc an seinem Verstand zu zweifeln beginnt und sich in einer unheimlichen Verschwörung gefesselt sieht, führt der Autor die Protagonisten mit immer neuen Schockelementen auf zwei Handlungssträngen voller Sogwirkung in einen unwiderstehlichen Wirbel, in dem nicht nur Marc unterzugehen droht. Mehr darf von dem durchweg atemberaubenden Geschehen nicht verraten werden, das in ein raffiniertes und geradezu irreales Finale führt.

Sebastian Fitzek spielt einmal mehr grandios auf der Klaviatur des realen Grauens und erzielt die vielfach haarsträubende Wirkung nicht zuletzt durch die Nähe zu echten Forschungen, aber auch durch den autentisch ausgebreiteten Tatort Berlin. Das Ganze ist zudem rasant geschrieben und voller interessanter Charaktere. Fazit: ein packender intelligenter Thriller, der kaum Wünsche offen lässt.

 

# Sebastian Fitzek: Splitter; 376 Seiten; Droemer Verlag, München; € 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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