F.E. HIGGINS: „SILBERTOD"

Mit ihrem Debüt „Das Schwarze Buch der Geheimnisse" hatte die englische Autorin F.E. Higgins eine hinreißend dunkle Geschichte voller dichter Atmosphäre und starker Charaktere ganz im Stile eines Charles Dickens vorgelegt. Ihr neuer Jugendroman spielt gewissermaßen parallel dazu, also ebenfalls zur Frühzeit der Industriellen Revolution in England und zum Schluss gibt es sogar eine direkte Verbindung, die auf eine Fortsetzung der ungemein fantasievollen Geschichten hindeutet.

Silbertod" heißt diesmal der Titel und er verweist auf eine Mordserie, bei der der Täter seinen Opfern jeweils einen silbernen Apfel zusteckt. Im Mittelpunkt hier im üblen Urbs Umida, der Feuchtkalten Stadt, steht der Waisenjunge Pin Carpue, der allerhand Gruseliges durchlebt. Schon die erste Anstellung hat es in sich, denn er wird Gehilfe des Bestattungsunternehmers Godfrey Gaufridus, der ihn als Leichenbewacher einsetzt. Der seltsame Meister hatte einst ein grausiges Jugenderlebnis, deshalb lässt er drei Tage Totenwache schieben, damit niemand lebendig begraben wird.

Gleich in seiner ersten Nacht beobachtet Pin, wie der mysteriöse Knochenmagier Benedict Pantagus die Leiche, die er bewachen soll, für einen Moment zum Leben erweckt. Doch nicht nur dieses unheimliche Erlebnis treibt Pin nun um sondern auch die Assistentin des Magiers, die hübsche Juno. Als Pin sich dann eine Wohnung sucht, trifft er die Beiden wieder und freundet sich sogar mit dem Mädchen an. Aber auch die weiteren Gestalten, die er nun kennenlernt, haben seltsame Gewohnheiten oder Gaben und Leichenteile oder Knochen erfreuen sich dabei offenbar eines besonderen Interesses.

Pin, dessen Vater als Mordverdächtiger gesucht wird, entgeht bald darauf selbst nur knapp dem unheimlichen Silberapfelmörder und seine eingeschobenen Tagebucheintragungen lassen einen das ganze Schaudern erahnen, das ihn immer wieder überfällt, wenn erneut makabre oder gruselige Dinge geschehen. Acht Tote, Leichenerweckungsrituale und die Düsternis im furchteinflößenden Gasthaus „Flinker Finger" sorgen für Abenteuer, bei denen man selbst nicht unbedingt dabei sein möchte. Das Alles fesselt bis zuletzt, denn es ist wahrhaft kauzig und mit drastischem Humor, herzhafter Frische und einer kräftigen Prise Edgar Allan Poe erzählt.

Fazit: „Silbertod" übertrifft seinen Vorgänger noch an düsterer Farbigkeit und wohligem Gruseln und lässt nicht nur Leser ab 12 Jahre mit Spannung auf die nächste Fortsetzung warten.

 

# F.E. Higgins: Silbertod (aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther); 303 Seiten; Oetinger Verlag, Hamburg; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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