SEAN CONNERY: „MEIN SCHOTTLAND, MEIN LEBEN"

Seit seiner Darstellung des James Bond 007 ist Sean Connery ein Weltstar. Er gewann einen Oscar für seine Rolle in „The Untouchables – Die Unbestechlichen", gilt trotz Millionenvermögens als Sozialist, wurde im Jahr 2000 von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen, obwohl er ein durch und durch schottischer Nationalist ist und für die Selbtständigkeit seiner geliebten Heimat kämpft und zugleich seit Jahrzehnten die meiste Zeit in Spanien oder auf den Bahamas lebt.

Nun legt dieser vielbewunderte Mann voller Überraschungen und Widersprüche seine lang erwarteten Memoiren vor und die zeigen dem Leser schnell, dass sie – auf jeden Fall keine Autobiographie sind. „Mein Schottland, mein Leben" sagt es nur ungenau, während der Originaltitel „Being a Scot" viel deutlicher darauf hinweist, was Sir Sean hier ausgesprochen wortgewandt und kundig erzählt. Dass er sich dabei von dem preisgekrönten schottischen Autor und Filmemacher Murray Grigor assistieren lässt, der auch den Film „Sean Connery's Edinburgh" produzierte, mindert die schriftstellerische Leistung des 78-jährigen Weltstars kein bisschen.

Wer also Schauspielererinnerungen von 007 mit Anekdoten von all den exotischen Drehorten, den namhaften Co-Stars, von Bond-Girls oder aus den fast 70 sonstigen Filmen erwartet, wird schlichtweg enttäuscht. Aber auch sonst hält Connery wenig von privater Nabelschau, ist dabei jedoch keineswegs eitel oder arrogant sondern einfach ein Mensch mit viel Stolz und dem Selbstbewusstsein dessen, der sich sein Lebensglück mit viel eigenem Können und eigener Leistung verdient hat.

Wie diese spannende Karriere zustande kam, skizziert er in den Anfangskapiteln recht sachlich und gesteht auch ganz offen, dass er ursprünglich keine Ambitionen hatte, Schauspieler zu werden: „Es waren nur das Geld und der Spaß, die mich süchtig machten." Mindestens so farbig wie diesen Weg jedoch schildert Connery eingangs seine Familie und die Jugend in Fountainbridge, dem ärmsten Viertel Edinburghs, wo er 1930 geboren wurde. Mit 13 von der Schule abgegangen, wird sein erster Job der eines Milchmanns. Mit 16 geht er zur Marine, die er nach zwei Jahren aus gesundheitlichen Grünen quittieren muss, und schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch.

Sargpolierer, Aktmodell mit einem durch Gewichtheben gestählten Körper und dem Traum vom Fußballer und dann das erste Hineinschnuppern ins Schauspielern. Selbstkritisch fragt sich der ungebildete Arbeitersohn: „Wie kann man eine intelligente Person spielen, wenn man dumm ist?" Also las er auf Anraten selbst schwere Kost wie Tolstoi, außerdem arbeitete er mit einem Tonband an seinem harten schottischen Akzent. Und Bond? „Goldfinger" war ihm am wichtigsten, denn dadurch entdeckte er 1964 die Leidenschaft fürs Golfen, durch das im Übrigen 1970 seine zweite Ehefrau Micheline kennenlernte. Ansonsten erfährt man weder über die französische Malerin noch über die Bond-Filme mehr.

Dafür umso mehr über das geliebte Schottland, dessen Entstehung, seine schönste Bauwerken, von berühmten Schriftstellern und vieles mehr. Keine Tourismus-Agentur könnte eine innigere Werbung für das Land machen und das auf solch vorzüglichem Niveau. Und man glaubt dem passionierten Autodidakten, wenn er von der demütigen Empfindung schreibt, als ihm in einer Reihe mit Menschen wie Charles Dickens und Nelson Mandela die Ehrenbürgerrechte seiner Geburtsstadt Edinburgh verliehen wurden. Da gehört es bei allem Schottland-Patriotismus Connerys zu den Widersprüchen seines bunten Lebens, dass er dieses überwiegend fern der Heimat verbringt.

Fazit: als Autobiographie eines großen Schauspielers weitgehend ungeeignet, als Lektüre an sich und als liebevolles Porträt Schottlands im Besondern jedoch ein echter Lesegenuss.

 

 

# Sean Connery: Mein Schottland, mein Leben (aus dem Englischen von Stephan Gebauer); 496 Seiten, div. Abb.; Ullstein Verlag, Berlin; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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