M.FLÜGGE: „H. ZILLE. BERLINER LEBEN"

Zille und sein „Milljöh" gehören zu den unvergesslichen Meilensteinen gesellschaftskritischer Kunst. Zum 150. Geburtstag des Künstlers in diesem Jahr hat Zille-Experte Matthias Flügge ein exzellent konzipiertes Buch mit Zeichnungen, Photographien und Druckgraphiken herausgegeben, das sich den prägenden Jahren von 1890 bis 1914 widmet, jenem Jahr, in dem das namensprägende Buch „Mein Milljöh" erschien.

H. Zille. Berliner Leben" lautet der Titel des Jubiläumsbuches und es ist sowohl Biographie wie Chronik eines Aufstiegs vom zeichenbegabten Reproduktionstechniker zum weithin anerkannten Künstler. Heinrich Zille (1858-1929) hinterließ ganze Bilderbögen aus dem Alltag der kleinen Leute in der explosionsartig wachsenden Großstadt Berlin. Doch Flügge zeigt auch eine Reihe höchst interessanter Fotos bis hin zu Aktstudien, wenngleich die Aufnahmen Zille stets nur als Vorlagen dienten ohne künstlerischen Anspruch.

Anfang des 20. jahrhunderts beginnt sein schneller Aufstieg zum echten Künstler, der nach der plötzlichen Arbeitslosigkeit ab 1908 freischaffend arbeitet. Zille, der Großstadtwanderer, fotografiert in den Berliner Hinterhöfen und Elendsvierteln, in Kneipen und auch auf Volksfesten und Märkten und immer wieder gern auch in Strandbädern. Er hält Elend und Idylle fest, oft mit beißend satirischer Unbarmherzigkeit. Die in diesem Band zusammengefassten Werke stammen aus seiner schöpferischsten Phase, als er allmählich als „Vatter Zille" zum Chronisten des Milljöhs wurde.

 

# Matthias Flügge (Hrsg.): „H. Zille. Berliner Leben; 192 Seiten, div. Abb., broschiert; Schirmer/Mosel Verlag, München; € 29,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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