BRIAN SELZNICK: „DIE ENTDECKUNG DES HUGO CABRET"

Ein Roman in Worten und Bildern ist „Die Entdeckung des Hugo Cabret" von Brian Selznick und das ist wörtlich gemeint, denn dieses Kinderbuch beginnt mit gezeichneten Bildern. Wie in einem der alten Stummfilme leiten die Bilder schwarz-weiß in die erste Szene hinein, nach Paris, in eine Menschenmenge, zu einem Jungen darin und wie er in geheimen Gängen des Bahnhofs Montparnasse verschwindet, von wo aus er einen Spielwarenverkäufer und ein Mädchen beobachtet.

Noch vorm ersten geschriebenen Wort haben wir so die Hauptfigur und wichtige Mitspieler sowie den Schauplatz der nun einsetzenden spannenden Geschichte kennengelernt. Wir schreiben das Jahr 1931 und Hugo haust als Waise im Bahnhof, wo er für einen verschwundenen Onkel die Uhren aufzieht, seit sein Vater beim Brand eines Museums umkam. Er wollte dort einen mechanischen Mann reparieren, der angeblich schreiben kann. Hugo hat diesen Automaten aus der Ruine gerettet und versucht, ihn in seinem Versteck zu reparieren.

Zur Hilfe hat er das Notizbuch mit den technischen Aufzeichnungen seines Vaters und die fehlenden Teile klaut er bei dem Spielzeugverkäufer, dem alten Papa Georges. Bis der ihn erwischt und ihm das Notizbuch abnimmt, bevor der Junge fliehen kann. Beim Versuch, den wichtigen Schatz wiederzubekommen, lernt er Isabelle, die Enkelin des Alten, kennen und über sie auch Etienne. Durch ihn macht Hugo einen unglaubliche Entdeckung im städtischen Filmmuseum, die mit dem Automatenmann zu tun hat, vor allem aber mit Papa Georges und dem legendären Stummfilm „Die Reise zum Mond" von 1902.

Nur so viel sei noch verraten, dass der Alte der historische, später verarmte Filmpionier Georges Méliès war und ganz viel Filmbegeisterung spielt ohnehin eine große Rolle in diesem raffiniert komponierten Roman. Texte, Illustrationen und Fotos erzählen abwechselnd die spannende Geschichte und da fungieren die gezeichneten Seiten wie in einem Musical die erzählenden Lieder zwischendrin. Das erinnert passagenweise an ein filmisches Storyboard und sorgt zugleich für viel Athmosphäre. Fazit: dieses außergewöhnliche Buch ist ein Meisterwerk, das nicht nur Leser ab etwa 10 Jahre begeistern wird.

 

# Brian Selznick: Die Entdeckung des Hugo Cabret (aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael Gutzschahn); 543 Seiten, illustriert; cbj Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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