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MICHAEL KRÜGER: „UNTER FREIEM HIMMEL"

„Manche meinen, Dichtung sollte/prächtig sein oder schwierig./Ich dagegen bevorzuge/klare Aussagen in einfachen Worten,/weil so deutlich wird, was ich meine." Das ist die Ars Poetica für Michael Krüger, erfolgreicher Verleger , seit über 30 Jahren aber auch Dichter ebenso zeitloser wie wortmächtiger Lyrik. Und die stellt er auf meisterhafte Weise mit seinem aktuellen Gedichtband „Unter freiem Himmel" erneut unter Beweis.

Gespräche, Reden oder aber Meditationen nennt er seine Verse und gerade den Meditationen unter freiem Himmel widmet er einen großen Teil dieses Bandes, denn hier fließen die Sprache von Natur und Mensch ineinander zu einer fast magischen Harmonie: „Die Natur, ich bitte um Nachsicht,/schreibt ein Gedicht: sie reimt/dem Hasen eine zitternde Angst/ins Fell und schenkt ihm schließlich/eine Nacht als Versteck. Das Wetter tobt."

Um Nachsicht muss dieser Dichter fürwahr an keiner Stelle bitten, mögen auch seine Vögel quasselnd an Homer erinnern, denn seine oft frappierenden Bilder schaffen grandios einfache und doch unvergessliche Metaphern, die scheinbar Alltägliches oder Nebensächliches auf prägende Weise in die Mitte der Nachdenklichkeit rücken. Manch Rätselhaftes eröffnet sich da erst allmählich oder es verschweigt sich ganz und gar. Dann wieder kommen Worte dicht heran, so nah wie die „Erinnerung an die Schule", die sogleich Szenen wie Dokumente wiederauferstehen lässt.

Krügers Verse sprechen mit leiser Kraft, die aber ist voller hintergründigem Zauber. Zuweilen schleicht Melancholie in die Worte, während einiges auch von feinsinniger Bosheit und milder Satire funkelt. Immer aber bedient er sich einer einfachen, fast spröden Sprache, die dennoch hochpoetisch und lange nachklingend fesselt. „Unter freiem Himmel" - ein kleines weises Werk.

# Michael Krüger: Unter freiem Himmel; 122 Seiten; Suhrkamp Verlag, Frankfurt; € 19,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)