ANNE CHAPLET: "SAUBERER ABGANG"

Der jüngste Roman der vielfach preisgekrönten Autorin Anne Chaplet ist ein Frankfurt-Krimi mit viel Lokalkolorit. Gleich zu Beginn stolpert Putzfrau Dalia Sonnenschein über einen Toten: Bankier Markus Saitz, erwürgt in seinem Büro. Für den abgehalfterten Lokaljournalisten Will Bastian kommt der richtige Schock jedoch erst, als kurz darauf ein weiterer alter Freund von ihm auf die gleiche Wiese umkommt, diesmal im Gericht, denn Thomas Czernowitz war Staatsanwalt.

Wieder war Putzfrau Dalia als Erste am Tatort und putzt erst einmal alles gründlich, bevor sie die Polizei ruft. Entsprechend passt auch der Titel des athmosphärisch dichten Romans "Sauberer Abgang". Bastian in seiner Lebenskrise – Trennung von der Ehefrau, abgebrannt und beim betagten und früher stets abgelehnten Vater untergekommen – gerät ebenso in Panik wie die anderen Freunde aus ihrer alten Clique. Anfang der 80er Jahre waren sie als typische 68er eine verschworene aufrührerische Gruppe gewesen, bis etwas passierte, über das jeder von ihnen als dunkles Geheimnis schwieg. Gab es hier unvermutet eine Bedrohung aus alten Zeiten?

Doch auch Dalia Sonnenschein hat ihre Vergangenheit, noch interessanter aber sind ihre ganz speziellen Berufsgeheimnisse. Selbst ihre herrische Chefin ahnt nicht, dass Dalia weit intelligenter ist, als sie sich gibt, und dass sie ihr karges Einkommen dank der vielen intimen Einblicke aufbessert, die sie in all den Büros der hohen Herren ergattert. Ihr auf die Schliche kommt allmählich Staatsanwältin Karen Stark, die sich zur Verdrängung ihres Liebeskummers vehement in die Ermittlungen stürzt. Vielerlei Verbindungen ergeben sich aus einem raffiniert geknüpften Handlungsgeflecht, das dank der interessant gezeichneten Charaktere fesselt.