G. DURSTHOFF (Hrsg.):"WODKA FÜR DEN WEIHNACHTSENGEL"

Ein bisschen anders als bei uns ist Weihnachten in Russland schon irgendwie, nicht nur, weil das russisch-orthodoxe Fest erst 13 Tage später gefeiert wird und es ja auch noch Väterchen Frost gibt und außerdem Silvester und Neujahr eine wichtige Rolle spielen. Um so interessanter wird es dann, wenn sich gleich elf der bedeutendsten russischen Krimiautoren dem hohen Fest auf ihre spezielle Weise annehmen.

Und da es sich um Autoren wie Boris Akunin, Tatjana Ustinova oder Viktoria Platowa handelt, wird es richtig spannend, denn es wird kräftig "Wodka für den Weihnachtsengel" gereicht. So auch der Titel der feinen Pralinenmischung, die Galina Dursthoff da zusammengestellt hat. Allerlei Seltsames geschieht in den teils nachtschwarzen, meist mit recht herbem unterschwelligem Humor erzählten Geschichten um Mord und Totschlag.

Ein Eifersuchtsmord am falschen Opfer, eine zufällig beobachtete Lösegeldübergabe, Doppelgänger und heimliche Meucheltaten – auch in Russland ist Weihnachten nicht mehr, was es mal war. Und diese allgegenwärtige Dekadenz im postsowjetischen Alltag mit der skurrilen Mischung als altgewohnter Schlamperei, neumodischer Jagd nach Luxus und den Schattenseiten der tiefen russischen Seele hat ihren eigenen, seltsam morbiden Charme. Fazit: eine ebenso üppige wie erlesene Melange für lange kalte Winternächte am Kamin mit viel Spannung und manch kleinem Frösteln.

 

# Galina Dursthoff (Hrsg): Wodka für den Weihnachtsengel; 453 Seiten; Aufbau-Verlag, Berlin;

€ 16

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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