CHRISTINE BEIL u.a.: "DER ERSTE WELTKRIEG"

Zur 90. Wiederkehr des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges wird in diesem Sommer die fünfteilige Fernsehserie "Der Erste Weltkrieg" ausgestrahlt. Das Autorenteam mit Christine Beil und sechs weiteren Historikern und Filmautoren hat dazu ein Begleitbuch unter dem gleichen Titel verfasst.

Bewusst beschränkt sich das Buch auf den Landkrieg und hier fast ausschließlich auf den europäischen Kriegsschauplatz aus deutscher Sicht. In den Mittelpunkt gestellt werden fünf so genannte "Erinnerungsorte", die als Wegmarken dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts in die deutsche und europäische Geschichte eingegangen sind. Nachdem eingangs der Weg in den Krieg erläutert ist, zu dem insbesondere Kaiser Wilhelm II. mit seinem Streben nach "Weltgeltung" ganz maßgeblichen Zündstoff eingebracht hat, widmet sich der erste Beitrag dem Mythos von Tannenberg.

Es wird deutlich gemacht, wie scheinbar leichte Erfolge wie die überwältigenden Siege Hindenburgs in Ostpreußen vielerlei Fehleinschätzungen nach sich zogen. Was dann auch für jene ersten Giftgasangriffe gilt, für die Ypern das grausige Synonym des modernen Krieges mit allen Mitteln geworden ist. Verdun dagegen steht für Stellungskrieg und Massensterben, obwohl die hunderttausende von Toten dann noch von den Verlustzahlen der Schlacht an der Somme überholt wurden.

Ein besonderes Lob verdient die Aufnahme des Themas Heimatfront, denn auch daheim tat sich Wichtiges während und noch mehr zum Ende des Krieges hin. Eindrucksvoll wird hier der Alltag im Ersten Weltkrieg anschaulich gemacht, wo es nicht nur den berüchtigten Steckrübenwinter 1916/17 gab sondern zum Beispiel auch weniger bekannte Arbeiterdemonstrationen schon zu Kriegsbeginn. Gerade dieser Beitrag überzeugt außerdem durch Aussagen, Briefe, Tagebücher und Fotos von Zeitzeugen.

Und natürlich darf das Kapitel vom "Trauma Versailles" nicht fehlen, das den nächsten Weltbrand quasi vorprogrammierte. Wie der Erste Weltkrieg ja auch nicht nur Kaiserreiche vernichtete sondern auch die Ära der Ideologien und Diktaturen einläutete und Stalin und Hitler erst den Weg an die Macht ermöglichte. Das Buch besticht dabei trotz der rein deutschen Sicht durch große Sachlichkeit, für die sicher von Vorteil war, dass alle Autoren erst nach dem letzten Krieg geboren wurden. Hervorragend ist im Übrigen das umfangreiche Fotomaterial, das auch die unzähligen Opfer nicht ausspart. Von einigem Nutzen sind zudem die verschiedenen Landkarten, wogegen gewichtige außereuropäische Kriegsereignisse gewissermaßen ausgeblendet bleiben.

 

# Christine Beil u.a.: Der Erste Weltkrieg. Das Buch zur Fernsehserie; 256 Seiten, div. Abb.; Rowohlt, Berlin; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 155 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de