ARNOLD THÜNKER: "KEINER WIRD BEZAHLEN"

"Keiner wird bezahlen" nennt Arnold Thünker seinen Debütroman und der ist weit mehr als nur die gar nicht so lustige Schilderung einer Pubertät in einem hinterwäldlerischen Eifelkaff. Als Nachkömmling eines Wirtsehepaares, bei dem sich die Mutter früh in den plötzlichen Tod schuftet und der Vater ein Säufer und Mistkerl ist, erlebt der 16-Jährige eines am schmerzlichsten: das Gefühl großer Einsamkeit.

Gerechtigkeit, Zuwendung, alles überflüssiger Quatsch in diesem wahrlich nicht idyllischen Mikrokosmos mit dumpfem, katholisch-reaktionärem Mief, wo die heile Welt nicht einmal mehr an der Oberfläche funktioniert. Ausgerechnet da hinein fällt seine erste Liebeserfahrung – euphorisch, hitzig, mit der unvermeidlichen heftigen Enttäuschung. Und schweren Gewissensbissen, denn diese zugezogene Nadine ist die junge, attraktive Frau des einzigen Menschen, der ihm freundschaftliche Geborgenheit hat zukommen lassen, als die Mutter verstarb.

Doch der Ich-Erzähler hat ja längst lernen müssen, dass nur Schweigen oder Lügen ihn retten, wenn es das Leben mal wieder besonders unfreundlich mit ihm meint. Er durchleidet unberechenbare Zeiten größter seelischer Unordnung und muss irgendwann erkennen: "Aus dem Elternhaus zieht man nicht aus, man geht davon." Es lässt sich nur ahnen, wie viel Autobiographisches der Autor in diesen Roman eingebracht hat, der ebenso eine skurrile Milieustudie mit knarzigen Typen wie die anrührende Klageschrift eines lieblos aufgezogenen und ausgebeuteten Jungen ist.