SÖNKE NEITZEL: "BLUT UND EISEN"

Erst in jüngerer Zeit wächst auch in Deutschland das Interesse am Wissen über den Ersten Weltkrieg, dessen Beginn sich im August 2004 zum 90. Mal jährt. Sönke Neitzel, Professor für Neuere Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik, legt dazu sein Buch "Blut und Eisen. Deutschland im Ersten Weltkrieg" vor. Das sehr gut verständlich geschriebene Werk ist nicht das große Sachbuch zum Thema, vielmehr bietet es in komprimierter Form einen hervorragenden Überblick nicht nur für interessierte Laien.

Neitzel lässt den neuesten Stand der Forschung einfließen und setzt seine Schwerpunkte auf den militärischen Bereich, der von deutschen Historikern gern eher nachrangig behandelt wird. Der junge Wissenschaftler bezeichnet den großen Krieg von 1914-1918 als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Ohne den Ersten Weltkrieg wohl nicht der Zweite, die alte Ordnung stürzte zusammen, drei Kaiserreiche zerbrachen, der Kommunismus brach sich bahn und die USA erwuchsen zur Weltmacht.

Neitzel legt in klaren Linien dar, wie die gereizten Großmächte nach den Schüssen von Sarajewo mit Unvermögen und Selbstüberschätzung übereinander herfielen in einem Krieg des 20. Jahrhunderts, der anfangs noch mit den Waffen und den Strategien des 19. Jahrhunderts ausgetragen wurde. Und während der Krieg mit Materialschlachten, Giftgas, Panzern, Flugzeugen und U-Booten in moderne Zeiten drängte, erwiesen sich die Heerführer als zum Teil eklatant uneinsichtig und unfähig.