MAEVE CARELS: "WINTEREINBRUCH"

Maeve Carels hat bereits einen Namen als Autorin psychologisch raffinierter Krimis, mit ihrem neuen Roman "Wintereinbruch" aber macht sie nicht nur diesem Ruf alle Ehre, sie schafft zugleich eine neue Kriminalistenfigur mit ebenso ungewöhnlichem wie reizvollem Persönlichkeitsprofil. Sie siedelt diesen jungen Kriminaloberkommissar Johannes Papinga in ihrer friesländischen Heimat an und das sehr authentische Lokalkolorit der kleinen Kreisstadt Jever bekommt der Geschichte ausgesprochen gut.

Alles beginnt mit einem vermeintlichen Routinedelikt, als Otto de Vries erst in das Haus der Familie Leinfeld einbricht und ein paar Stunden tot in der Nähe aufgefunden wird. Doch der Frauenfreund war erfolgreicher Heilpraktiker und das verschwundene Tafelsilber kann kaum sein Motiv gewesen sein. Kommissar Papinga empfindet irgendwie Sympathie für den Toten und stößt auf seltsame Hintergründe. Was hat die flippige Frauke Leinfeld mit dem Mord zu tun und warum war ein schlichtes Porno-Video so überaus wichtig für den Heilpraktiker? Jeder scheint jeden zu kennen in dem überschaubaren Kosmos der Kleinstadt und doch bleibt so vieles undurchsichtig. Papinga aber wird durch diesen Fall zunehmend mit den Gespenstern aus seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und das lässt ihn einen tragischen Fehler begehen.

Maeve Carels hat hier ein raffiniertes Flechtwerk geknüpft mit immer neuen Wendungen, die um so mehr überraschen, als vieles zunächst so einfach erscheint. Ganz und gar nicht einfach ist vor allem dieser Kommissar, der sich bevorzugt ganz in Schwarz kleidet und nicht nur wegen Ohrring, Halskette und Ringen von manchen der bodenständigen Kollegen schräg angesehen wird. Wenn die auch noch wüssten, dass sein Hobby das Stepptanzen inklusive Dress und Schminke ist!